Werk: Der 6x6 Haflinger#
(Vormals ein Unikat)#
von Martin KruscheÜber den Steyr-Puch AP 700 Haflinger von 1959 läßt sich sagen, daß er eine singuläre Konstruktion ist, die in ihren Grundlagen ein paar Wurzeln in einem PKW hat, nämlich im Tatra 11 aus den 1920er Jahren. (Siehe dazu: „Der Blechdackel“!.)
Heinz Ahlgrimm, Techniker und seinerzeit im Grazer Puchwerk tätig, besaß privat ein Haflinger-Chassis mit kurzem Radstand, dessen Aufbau verschlissen war. Er fand dazu eine preiswerte Plattform für den langen Hafi-Radstand. Das macht eine Differenz von 30 Zentimetern. Was als läppische Unterarmlänge erscheinen mag, ist im Fahrzeugbau geradezu ein anderes Universum.
Ahlgrimm kam auf die Idee, den Längenunterschied für den Bau eines Dreiachsers zu nutzen, der als 6x6 ausgeführt ist, also über einen Antrieb an allen sechs Rädern verfügt. Dazu die Anforderung, die Räder der mittleren Achse anteilsmäßig mitzulenken. Das heißt, sie mit den vorderen Rädern einzulenken, aber nicht im gleichen Ausmaß. (Ein Kontrast zu jenem Dreiachser Hafi, den die Schweizer Armee ins Konzeptstadium brachte, allerdings nur als 6x4.)
Das wäre heute ganz einfach, wenn sich alle Räder einzeln ansteuern und per EDV verwalten ließen. Aber eine rein mechanische Lösung ist da etwas kniffliger, weil für ihrer fixe Einstellung ein optimaler Bereich (also Winkel) gefunden werden muß, der sich bei Richtungswechseln nach links und rechts gleichermaßen bewährt.
Schwer vorstellbar, daß heute in einem Industriebetrieb der Job und private Aktivitäten auf solche Art vermischt werden könnten. Altgediente Puchianer erzählen dagegen, daß vor allem die Wochenenden für derlei Tüfteleien genutzt wurden, welche in manchen Aspekten auch der formellen Fahrzeug-Entwicklung zugute kamen. Der Ahlgrimm-Haflinger ist übrigens mit einem der wenigen erhaltenen Puch Vierzylinder Boxer ausgestattet. (Der Untertitel „Vormals ein Unikat“ bezieht sich darauf, daß es inzwischen einige weitere 6x6-Hafi gibt.)