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Suche nach Leben im All bräuchte größere Teleskope#

Messungen nach Spuren von Leben auf Erdzwillingen könnten falsch-positive Resultate bringen.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Wiener Zeitung (Freitag, 23. Mai 2014)

Von

Eva Stanzl


Scarborough/Wien. Auf der Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems waren die Teleskope fleißig. Bereits rund 1700 Exoplaneten sind bestätigt. Umso schwieriger scheint jedoch der nächste Forschungsschritt. Denn nun gilt es, Hinweise auf die Existenz von Leben auf den fernen Himmelskörpern zu finden. Physiker der kanadischen Universität Toronto in Scarborough hinterfragen die Methode, mit der das unternommen werden soll.

Derzeit sind Beobachtungsgeräte wie das James Webb-Teleskop der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Bau, die künftig in den Atmosphären von extrasolaren Planeten nach den Signaturen von Leben suchen sollen. Erspähen sie dort Spuren von Chemikalien, wie Sauerstoff, Wasserstoff oder Methan, gilt das als Hinweis, dass auf dem Planeten Organismen leben könnten, die diese verursachen und sie in die Atmosphäre abgeben. Hanno Rein vom Institut für Physik und Umweltwissenschaften warnt allerdings vor Fehlern bei der Messung. Ein lebloser Planet mit leblosem Mond könne dieselben Resultate liefern wie einer, der tatsächlich eine Bio-Signatur besitzt. Der Grund sei eine zu geringe Auflösung der Fernrohre, die in den Himmel schauen.

Fernrohre mit der nötigen Dimension noch nicht geplant#

"Wir sind durch die Technologie beschränkt. Wegen der immensen Entfernungen kann es sein, dass wir zwei verschiedene Chemikalien in einem einzigen Spektrum sehen, was zu falsch-positiven Resultaten führen würde", betont er in einer Aussendung der Universität. "Ein Teleskop müsste mit etwa 100 Metern Durchmesser unrealistisch groß sein und außerdem im Weltraum gebaut werden. Weder existiert ein solches Fernrohr, noch gibt es Pläne, ein solches zu bauen."

Derzeitige Beobachtungsmethoden können die Größe und die Temperatur eines Exoplaneten ermitteln. Daraus schließen die Astronomen, ob er seine Sonne in der bewohnbaren Zone umkreist, sodass es wie die Erde weder zu heiß noch zu kalt ist für die Existenz von flüssigem Wasser. Flüssiges Wasser gilt als Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen.

Mit bisherigen Teleskopen konnten 1774 Exoplaneten bestätigt werden. Jedoch gibt es etwa 100 Milliarden weitere allein in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Laut Hanno Rein wäre es mit den richtigen Methoden durchaus möglich, in den kommenden 50 Jahren Leben auf anderen Planeten zu finden. "Wir müssen nur sichergehen, die richtigen Objekte unter die Lupe zu nehmen", betont er: "Unser eigenes Sonnensystem sollte dabei Priorität genießen." Immerhin sei erst kürzlich ein flüssiger Ozean auf dem Saturn-Mond Enceladus entdeckt worden.

Der Physiker plädiert für eine zielgerichtetere Methodik und weniger Euphorie. Die größten Chancen auf Erfolg würden Planeten versprechen, die kühler sind und schwächer leuchten als unsere Sonne. Ein gutes Beispiel sei der im April entdeckte erdgroße Planet Kepler-186f. Den Daten zufolge ist sein Durchmesser um nur zehn Prozent größer als jener der Erde. Kepler-186f ist der erste eindeutig erdgroße Planet, der in der bewohnbaren Zone eines anderen Sterns gefunden wurde. Doch selbst wenn Sauerstoff, Wasserstoff und Methan in der Atmosphäre eines fernen Planeten zweifelsfrei nachgewiesen werden könnten, wäre das noch kein Beweis dafür, dass es dort tatsächlich Leben gibt. Sauerstoff in einer Planetenatmosphäre ist zwar ein Umstand, der vermuten lässt, dass es Pflanzen gibt, die ihn erzeugen. Wenn die Menschheit aber wissen will, ob es dort auch Tiere gibt, müsste es ihr auch gelingen, mit ihnen zu kommunizieren.

Weltraumbehörden könnten riesige Laser-Strahlen ins All senden - diese würden sich aber so breit streuen, dass sie einen Lichtjahre weit entfernten Planeten nicht direkt träfen. Zudem müssten sich die Lebewesen auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe befinden wie wir, um die Signale zu verstehen. Daher müsste wohl eine Sonde zu dem Planeten starten - und wir müssten geduldig auf Antworten warten.

Wiener Zeitung, Freitag, 23. Mai 2014


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