Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Ein Gewächshaus, ganz für die Fisch’ #

Landwirt Bernhard Edlinger nutzt eine Symbiose aus Fisch- und Gemüsezucht. „Aquaponik“ schont Umwelt und Ressourcen. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Freitag, 5. Mai 2017)

Von

Sarah Ruckhofer


Mangold
Foto: FOTOLIA

Sanfte Hügel, grüne Weiden und ein beneidenswerter Ausblick auf die Murtaler Bergwelt: Der Hof von Bernhard Edlinger in St. Marein- Feistritz könnte malerischer kaum liegen. Seit zwei Jahren hat sich die Familie auf die Zucht einer für die Region ungewöhnlichen Tierrasse spezialisiert – im Stall finden sich große Tanks voll mit Edelwelsen.

„Ich bin selbst Fischer, hatte aber immer das Problem, dass meine Kinder keine Gräten mögen“, erzählt der dreifache Papa. „So bin ich auf Welse gekommen. Sie enthalten nicht nur viele Omega-3- und Omega- 6-Fettsäuren, sondern sind auch grätenfrei und schmecken nicht ,fischig‘.“ Optimal also für Kinder, weniger optimal für die Umwelt. Jede Aquakultur braucht einen Zulauf von frischem Wasser, das alte muss entsorgt werden.

Der Biolandwirt begann, sich nach Alternativen umzusehen. Fündig wurde er bei Tierarzt und Agraringenieur Gerhard Zechner, dem österreichischen Pionier der sogenannten Aquaponik. Edlinger las sich in das Thema ein, belegte Seminare. Immer mehr begeisterte ihn die Idee, Fisch- und Gemüsezucht zu verbinden. „Wir bauen seit jeher Gemüse an, aber auch Kräuter“, erzählt Edlingers Mutter Christl. Die Kräuterpädagogin ist weit über die Grenzen der Region hinaus für ihr Fachwissen bekannt, züchtet seltene und fast ausgestorbene Kräutersorten. Gemeinsam wagte die Familie das Experiment Aquaponik.

In sechster Generation gedeihen nun Welse am Edlingerhof, trotzdem befindet man sich auch nach zwei Jahren noch in einer Art „Testphase“: „Wir probieren vieles aus, sind aber momentan rund herum begeistert“, so der Mareiner.

Nicht nur wird durch den geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf Wasser gespart, auch wachsen die Pflanzen im 75 Quadratmeter großen Gewächshaus wesentlich schneller. „Die vielen Nährstoffe können optimal verwertet werden.“ Das natürlich nährstoffreiche „Abwasser“ der Fische fließt über ein Rohrsystem ins angrenzende Gewächshaus, dort wird es durch die Pflanzen geklärt und fließt zurück in die Becken. Eine Luftwärmepumpe erhitzt das Wasser für die Welse, zugleich wird das warme Wasser für die Wärmeversorgung des Glashauses genutzt.

Nicht nur die Edelwelse werden bei Familie Edlinger ab Hof verkauft, auch Gemüsepflanzen, getrocknete Kräuter, hausgemachte Sirupe und allerlei Bioprodukte. Mit Luca, Nico und Lara übt sich schon die dritte Generation in der Fischaufzucht – auch wenn die leuchtend roten Erdbeeren momentan noch viel verlockender sind als glitschige Welse.


Blick ins Gewächshaus
Pflanzen klären das Wasser, heraus kommt Fisch in bester Qualität
Foto: RUCKHOFER
Fischefüttern
Der Nachwuchs übt sich bereits im Fischefüttern.
Foto: RUCKHOFER

So funktioniert das „Klärsystem“ #

In einem Stall hat Bernhard Edlinger mehrere miteinander verbundene Tanks für seine Welse gebaut. Das Wasser des künstlichen Teichsystems muss regelmäßig ausgetauscht werden, bei herkömmlichen Fischzuchten wird dafür frisches Wasser zugeführt. Auf dem Edlingerhof wird das „alte“ Wasser ins angrenzende Gewächshaus geleitet. „Das Wasser ist durch Fischfutter und -kot mit Bakterien versetzt“, erklärt der Landwirt. „Es dient den Gemüsepflanzen und Kräutern als natürlicher Dünger.“ Durch die Pflanzen wird der in den Fischausscheidungen enthaltene Ammoniak zu Nitrit und später zu Nitrat oxidiert, welches wiederum als Nährstoff für die Pflanzen dient.

Das überlaufende, „geklärte“ Wasser fließt vom Gewächshaus zurück in die Fischtanks. „In einer normalen Aquakultur müssen pro Tag zehn Prozent frisches Wasser zugeführt werden“, so Edlinger. „Bei mir sind es lediglich zwischen drei und fünf Prozent.“ So wird nicht nur Wasser gespart, auch das Problem der Überdüngung natürlicher Gewässer bei ungeregelter Entsorgung von Abwässern entfällt. Der Fachbegriff für das Verfahren, das Aqua- und Hydrokulturen verbindet und einen geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf bildet, lautet Aquaponik.

Kleine Zeitung, Freitag, 5. Mai 2017

Weiterführendes#