Die Farbe Schwarz#
von Peter DiemIn der Heraldik wird Schwarz entweder als Schwarz oder als übereinandergelagerte horizontale und vertikale Schraffur, also als enges rechtwinkeliges Gitter dargestellt.
Schwarz ist wie Weiß ein Extrem; es kann sowohl den totalen Mangel an Leben wie auch seine gesamte Fülle ausdrücken. Tiefenpsychologisch bedeutet Schwarz das Versinken in völliger Unbewusstheit, im Dunkel, in der Leere oder Ferne, in der Trauer. Ursprünglich leitet sich Schwarz zweifellos von der nächtlichen Finsternis ab, wodurch Schwarz automatisch mit den Kräften der Unterwelt in Zusammenhang gebracht wird. Schon bei den alten Ägyptern und bei den Germanen war Schwarz die Farbe des Todes und des Unheils. Begriffe wie „Schwarze Magie" und „schwarz sehen" deuten noch heute darauf hin. Schwarze Tiere gelten als Unglücksbringer. Auch der Teufel als Fürst der Finsternis und Verneinung wird im Christentum schwarz dargestellt.
Herodes und Judas erhielten in der mittelalterlichen Kunst einen schwarzen Nimbus (Heiligenschein).
Schwarz war früher die Farbe der Totenmesse und der Karfreitagsliturgie. Schwarz hellt sich jedoch durch Buße zum Grau auf und führt so zum Weiß der Auferstehung. Deshalb erscheint Christus in Deesis-Darstellungen (mit Maria und Johannes beim Jüngsten Gericht) mit einem grauen Mantel bekleidet.
Schwarz erlangte große Bedeutung im spanischen Hofzeremoniell, wodurch sich sein Einfluss bis auf die gegenwärtige, insbesondere „vornehmere" österreichische Mode erklären mag (vgl. das „kleine Schwarze"). Willy Lorenz vermutete, dass die von den Habsburgern aus Burgund nach Spanien und von dort durch Ferdinand I. 1522 nach Österreich gebrachte schwarze Kleidung („Trauer kleidete Spanien") eine unterbewusste Vorahnung der schlimmen Ereignisse des 16. und 17. Jahrhunderts gewesen sein könnte. Die spanischen Zeremonien und strengen Kleidungsvorschriften, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts an den meisten Fürstenhöfen in Gebrauch waren, hielten sich auch am Wiener Hof bis in die Zeit Maria Theresias. Erst Joseph II. schaffte die Mamille (Schleiertuch) und die vielen spanischen Theaterstücke ab, von denen die Wiener ohnedies nur zu sagen wussten, „das kommt mir spanisch vor". Alle „antispanischen Säuberungen" überlebt hat die Spanische (Hof-) Reitschule.
Willy Lorenz-, AEIOU. Linz 1979, 135 f. und
Egon Caesar Conte Corti-, Die Kaiserin. Anekdoten um Maria Theresia. Graz 1953).
Schwarz erlangte große Bedeutung als Farbe im Faschismus und Nationalsozialismus (vgl. hiezu die diesbezüglichen Beiträge). Die Führer der Faschistenbewegung in England (Mosley), Italien (Mussolini) und Holland (Mussert) - alle drei beginnen sie mit "M" - traten regelmäßig im sogenannten "Schwarzhemd" auf.
In letzter Zeit ist das Schwarzhemd als Uniform der im September 2007 gegründeten "Ungarischen Garde" aufgetreten. Ihre Mitglieder tragen schwarze Westen über weißen Hemden, am Rücken mit einem brüllenden Löwen versehen.
Als Symbol des Verzichts auf weltliche Werte und weltliche Eitelkeit ist die Farbe der katholischen Priesterkleidung das Schwarz. „Schwarz" wurde im Österreich der Zwischenkriergsezeit zum Symbol für "christlichsozial" - auch heute noch werden Anhänger der ÖVP als "Schwarze" bezeichnet, obwohl sich die von KZlern 1945 neu gegründete Volkspartei von ihrer Vorgängerpartei ausdrücklich distanzierte.