Theater in der Josefstadt#
1788 wurde die Bühne im Garten des Wirtshauses "Bey den goldenen Straußen" (in der Josefstädter Straße 26) als kleinstes der 3 Vorstadttheater (neben Theater an der Wien und Leopoldstädter Theater) errichtet, um dem Wirtshaus mehr Umsatz zuzuführen.
1791 erhielt das Theater ein umfassendes kaiserliches Privileg für Aufführungen aller Gattungen musikalischen und dramatischen Theaters einschließlich Ballett und Pantomime.
Die Geschichte des Theaters in der Josefstadt ist mit großen Namen verbunden: Ludwig van Beethoven und Richard Wagner dirigierten hier, Johann Nestroy und Ferdinand Raimund waren "der Josefstadt" als Schauspieler und Dichter des Alt-Wiener Volkstheaters verbunden.
Bereits 1822 wurde das für den Publikumsansturm zu klein gewordene Haus durch einen Neubau mit der Fassade des berühmten Biedermeier-Architekten Josef Georg Kornhäusel ersetzt und das neue Haus mit der Ouvertüre "Die Weihe des Hauses" - komponiert und dirigiert von Ludwig van Beethoven selbst - wieder eröffnet.
1834 fand hier die Uraufführung von Ferdinand Raimunds "Der Verschwender" (mit Ferdinand Raimund selbst in der Hauptrolle) statt; Johann Nestroy wurde hier zum Publikumsliebling. Bald darauf erfolgte die Eröffnung des "Sträußel Saales" durch einen Ball, bei dem Johann Strauß Vater persönlich zum Tanz aufforderte.
1840 bis 1860 traten die berühmten Tänzerinnen Fanny Elssler und die Spanierin Pepita de Oliva im Theater auf.
Nach wechselnden Besitzverhältnissen versuchte man im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, das Theater als Volkstheater zu führen – aufgeführt wurden Volksstücke, Lokalpossen mit Gesang etc.; später wurden französische und ungarische Schwänke, Boulevardkomödien, aber auch "literarische Abende" mit anspruchsvollen zeitgenössischen Dramen (von u.a. A. Strindberg, F. Wedekind, Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, G. B. Shaw, A. Tschechow, M. Maeterlinck) aufgeführt; darüber hinaus fanden Gastspiele berühmter Schauspieler (u.a. Alexander Girardi, Leopoldine Konstantin, Ida Roland, Rudolf Tyrolt) statt.
1924 wurde das Haus von Max Reinhardt nach dem Vorbild des Teatro "La Fenice" in Venedig umgebaut und mit den führenden (deutschsprachigen) Schauspielern der Zeit (u.a. Paul Hartmann, Fritz Kortner, Werner Krauß, Hugo Thimig, Hermann Thimig, Helene Thimig-Reinhardt und Hans Thimig) zu Weltruhm gebracht.
Nachdem im Zweiten Weltkrieg die Wiener Theater 1944 gesperrt worden waren, konnte das Theater in der Josefstadt - mit dem Stück "Der Hofrat Geiger" von Martin Costa - 1945 den Betrieb wieder aufnehmen.
In der jüngeren Vergangenheit lenkten die Direktoren Otto Schenk und Helmuth Lohner die Geschicke des Hauses und beeindruckten mit legendären und höchst erfolgreichen Produktionen.
2006 übernahm Herbert Föttinger die Direktion der Josefstadt; 2007 wurde die bauliche Generalrenovierung großteils abgeschlossen.
Heute ist die Josefstadt mit mehr als 330.000 Besuchern pro Jahr und über 700 Vorstellungen pro Spielzeit (gemeinsam mit den dazugehörenden Kammerspielen) ein wesentlicher und auch wirtschaftlich erfolgreicher Bestandteil der österreichischen Kulturszene.
Weiterführendes#
Historische Bilder zu Theater in der Josefstadt (IMAGNO)
Literatur#
- A. Bauer, Das Theater in der Josefstadt zu Wien, 1957
- B. R. Schimscha, Das Josefstädtertheater als Opernbühne, Dissertation, Wien 1965
- F. Klingenbeck (Hg.), Max Reinhardts Theater in der Josefstadt. Eines der schönsten Theater der Welt, 1972
- A. Bauer und G. Kropatschek, 200 Jahre Theater in der Josefstadt 1788-1988, 1988.
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