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Im Hinblick auf die Berufslaufbahn 121
des Grafen Johann Heinrich von Starhemberg und jene des
Freiherrn Gustav von Risach ergeben sich frappante Ähnlichkeiten und Parallelen:
Stifter lässt den Freiherrn von Risach ua darlegen:
*„Ihr werdet dann auch wissen, daß ich in Staatsdiensten gestanden bin“. Drendorf entkräftet einen
Einwand der Bescheidenheit seitens Risachs mit den Worten: „Sie loben Eure Staatslaufbahn
insgesamt“.
* Freiherr Gustav von Risach erläutert ferner: „Der Staatsdienst oder der Dienst des allgemeinen
Wesens überhaupt, …umfaßt eine große Zahl von Personen. Zu diesem Dienste wird auch von den
Gesetzen eine gewisse Ausbildung und ein gewisser Stufengang in Erlangung dieser Ausbildung
gefordert und muß gefordert werden….“.
* Risach berichtet dann, dass er immer gerne Herr seiner Handlungen war, weshalb man ihn als
Kind als ungehorsam und eigensinnig bezeichnet und ihm später Starrsinn vorgeworfen habe. Er
hätte manches gegen seine eigene Neigung durchführen müssen, um der Ehre und der Pflicht zu
genügen. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln getrachtet. Zum Staatsdienst
hätten ihm das Geschick zum Gehorchen und das Geschick zu einer tätigen Einreihung in ein
Ganzes und zu kräftiger Arbeit für Zwecke, die außer dem Gesichtsfelde lagen, gefehlt. Er hätte
immer Grundsätzliches ändern und die Pfeiler verbessern wollen; die Zeitereignisse hätten aber
solche Aufgaben herbeigeführt, die ihm gestatteten, die Pläne des Handelns selbst entwerfen und
durchführen zu können. Er habe in einem gewissen Alter seine Ämter niedergelegt. 122
Letzteres traf offenbar auch auf Heinrich von Starhemberg zu, denn Johann Nepomuk
Schwerdling 123
betont in seinem 1830 erschienen Werk über das Haus Starhemberg,
*Heinrich widme sich „dermahl ganz den Wissenschaften“, auch der Verbesserung der
Majoratsgüter [so des „Haagen“].124 Im Schematismus von 1825 zB scheint er (obwohl erst 51
Jahre alt) mit keinem Amt auf. 125
*Der hochgeschätzte Graf von Starhemberg (ebenso wie Freiherr von Risach in Staatsdiensten
aufgetreten) hatte einst jener erlesenen Delegation angehört, welche zu Napoleon entsandt
worden war, um über eine Verringerung der Kontributionszahlungen zu verhandeln. 126
Dies belegt
seine diplomatische und fachliche Qualifikation, sein Ansehen bei Kaiser Franz I. und zeigt,
dass er dessen Vertrauen besaß. Letzterer, nur wenig älter als er (geboren 1768) übernahm um etwa
dieselbe Zeit (1792) als Heinrich seinerseits (1791) die Geschicke seines Hauses. 127
*Als weitere Parallele zwischen Stifter und Risach / Starhemberg zählt die Schilderung, als
Heinrich Drendorf den Freiherrn von Risach in Wien in der Kutsche fahrend erblickte,
Ordenssterne unter dem offenen Überrock gewahrte, und erfuhr, dass der Freiherr vom Kaiser kam.
Dies lässt durchaus an Stifter und Heinrich von Starhemberg denken. Es heißt ferner, dass er
(Risach/Starhemberg) zwar nicht die höchsten Würden bekleidete, dass er aber mit den ‚Männern,
welche die Angelegenheiten Europas leiteten, an der Schlichtung dieser Angelegenheiten
gearbeitet habe“ (s.o.), dass er von fremden Herrschaften geschätzt worden sei. Man hätte geglaubt,
„er werde einmal an die Spitze gelangen, daß er aber dann ausgetreten sei. Er lebe meistens auf
dem Lande, komme aber öfter herein und besuche diesen oder jenen seiner Freunde. Der Kaiser
121
Vgl Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 691 ff.
122
Stifter, Nachsommer, 162, 645 ff. Vgl Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 692 ff, 769.
123
Schwerdling wurde im Schematismus von 1825 als Domherr zu Linz, Titular-Domherr von Königsgrätz, „der
beyden Rechte auf der Wiener Universität Doctor“, wohnhaft am Hauptplatz 33 zu Linz geführt. Schematismus 1825,
Theil I, S. 2, Kapitel: Regierungsrat.
124
Schwerdling, Haus Starhemberg, 398 .
125
Schematismus 1825, Theil I.
126
Schäffer, GHft Hagen, Bd II. Schematismus 1825, Teil I, XIII f.
127
Schematismus 1825, Teil I, XIII.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91