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achte ihn sehr, und es dürfte noch jetzt vorkommen, daß hie und da nach seinem Rate gefragt
werde.“ 128
Die nächstfolgenden Feststellungen jedoch scheinen mit dem, allerdings wenig bekannten
Privatleben des Fürsten Heinrich von Starhemberg nicht übereinzustimmen. Letzterer galt als
unverheiratet, was freilich aus Mangel an vorliegendem Quellenmaterial erschlossen wurde. 129
Von Risach aber wird berichtet: „Er soll reich geheiratet, aber seine Frau wieder verloren haben.
Überhaupt wisse man diese Verhältnisse nicht genau“.130 Letztere Bemerkung könnte als
indirekter Hinweis auf dichterische Freiheit, bewusst belassenen Spielraum, oder aber gewisse,
möglicherweise in den Wiener Kreisen zirkulierende Spekulationsäußerungen bezüglich Graf
Starhemberg interpretiert werden.
An anderer Stelle weist Stifter darauf hin, dass sein Gastgeber in Wien beheimatet sei: „Ich sprach
die Vermutung aus, dass er seiner Sprache nach zu urteilen aus unserer Stadt sein könnte“, was
sich dann später bestätigte. 131
Auch Heinrich von Starhemberg lebte vorzugsweise in Wien.
Beiden, Gustav von Risach und Heinrich von Starhemberg wird besonderes Interesse an
Wissenschaft und Natur nachgesagt. Stifter legt Risach die Äußerung in den Mund, er habe schon
in seiner Jugend großen Eifer für wissenschaftliche Bestrebungen empfunden und während des
Studiums alle Bildungseinrichtungen genossen. 132
Starhemberg wird sogar im Stammbaum als
Wissenschaftler und Naturforscher bezeichnet. 133
Ebenso wie Risach in seinem Testament seine Bediensteten bedenkt („Einige Geschenke an
Freunde und Diener werden in den Papieren enthalten sein ….“), 134
sorgte auch Heinrich von
Starhemberg für seine treue Dienerschaft, der er lebenslängliche Pensionen zukommen ließ, was
für damalige Verhältnisse gewiss eine Besonderheit darstellte, Menschlichkeit und soziale
Einstellung belegt. 135
Interessanterweise hatte die Dichterin Emilie von Binzer, gute Kontakte zu den Starhembergs,
besonders zu Carl Gundacker von Starhemberg (Hagen 1857>1859), 136
einem begabten Zeichner
und Maler, und dessen zweiter Gemahlin Klara geb. Freifrau von Luzensky, deren ausgezeichnete
Gesangstimme Binzer 1851 bewundernd erwähnte. Carl Gundacker trat offenbar in mancherlei
Hinsicht die Nachfolge Heinrichs von Starhemberg an, in Bezug auf den Besitz (ua Hagen)
ebenso wie auf die Literatur-und Musikpflege. Die Schriftstellerin Binzer führte seit 1848 einen
literarischen Salon in Linz mit guten Beziehungen zum Fürstenhaus, wo auch Heinrich verkehrt
sein dürfte. Die Musikpflege war inkludiert. Stifter stand mit beiden Familien, Binzer und
Starhemberg, in Verbindung. Lud Johann Heinrich 1825 Franz Schubert in sein Schloss Hagen,
so wurde auch unter Carl Gundacker im damaligen Starhembergischen Freihaus in Linz aktiv
Musik gepflegt. 137
128
Stifter, Nachsommer, 185 ff.
129
Auch Dr. Heilingsetzer, als dem Starhemberg-Kenner und fürstlich-starhembergischen Archivar ist Heinrich als
unverheiratet bekannt. Er habe jedoch keinerlei eindeutige Hinweise entdeckt. Heilingsetzer, PI 25. November 2011.
130
Stifter, Nachsommer, 186.
131
Stifter, Nachsommer, 166.
132
Stifter, Nachsommer, 665.
133
Neweklowsky Walter, Stammtafel II Starhemberg, PA Frank Elfriede. Schäffer, Grundherrschaft Hagen, Bd II unter
Starhemberg.
134
Stifter, Nachsommer, 745.
135
OÖLA, A Stbg, Urk. 7239. Schäffer, GHft Hagen, Bd II, Starhemberg.
136
Besitznachfolger nach dem Tod Fürst Heinrichs von Starhemberg, geb. 27. Mai 1777, verstarb am 3. Oktober 1859.
1. Gemahlin Maria Anna geb. Gräfin Colloredo-Wallsee, gest. 1807. Ihm folgte sein Sohn Camillo (Rüdiger) als Erbe.
Siehe Schäffer, GHft Hagen, Bd II. Pfeffer, Kirchschlag, 34. Neweklowsky, Stammtafel II Starhemberg, PA Frank.
137
Zacharasiewicz, Binzer, 92 f, 137. OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 13. Lindner, Musikarchiv Starhemberg, 25
f. Schäffer, Hagen/Musik. Schäffer, Persönlichkeiten/Hagen, 33 ff. Persönlichkeiten/ Auszug, 28 f.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91