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Stifter / Heinrich Drendorf schildert den Nah-Blick von der Anhöhe wie folgt: „Ich sah den Garten
wie einen grünen Schoß schräg unter mir liegen. An seinem Ende sah ich die weiße
mitternächtliche Mauer des Hauses, und über der weißen Mauer das freundliche Dach.“ 138
Drendorf fragte Risach auch nach den Häusern. 139 „…dass ein dichtes Bewohntsein der Gegend
etwas sehr Heiteres erteile“.140
Der Standpunkt des von Stifter beschriebenen Rundblickes stimmt in der Hagen´schen Realität mit
dem höchst gelegenen Punkt der engeren ehemaligen Herrschaft Hagen, der sogenannten
Windflach, speziell dem heute partiell verbauten Rainhügel, oberhalb des vormaligen Schlosses
Hagen, exakt überein. Dort befand sich früher laut Auskunft etlicher Zeitzeugen, in erster Linie
Johann Rezac`s, der ihn von Jugend her kannte und schätzte, ein alter riesiger Kirschbaum (s.u.).
Auch die Beschreibung des Umfeldes des Stifterischen Rosenhauses lässt den Vergleich mit den
örtlichen Gegebenheiten im Hagen als tatsächlich Realitäts-getreu erscheinen (s.u.):
„Die Felder von dem Kirschenbaume gegen Sonnenuntergang hin bis zu der ersten Zeile von
Obstbäumen sind unser“, sagte mein Begleiter. „Die wir von dem Kirschbaume bis hieher
durchwandert haben, gehören auch uns. Sie gehen noch bis zu jenen langen Gebäuden, die Ihr da
unten seht, welche unsere Wirtschaftsgebäude sind. Gegen Mitternacht erstrecken sie sich, wenn
ihr umsehen wollt, bis zu jenen Wiesen mit den Erlenbüschen. Die Wiesen gehören auch uns und
machen dort die Grenze unserer Besitzungen. Im Mittag gehören die Felder uns bis zur Einfriedung
von Weißdorn, wo Ihr die Straße verlassen habt. Ihr könnt also sehen, daß ein nicht ganz geringer
Teil dieses Hügels von unserem Eigentume bedeckt ist. Wir sind von diesem Eigentume umringt,
wie von einem Freunde, der nie wankt und nicht die Treue bricht.“141
Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, hätte Stifter nicht wie in seiner Malerei das „Versetzen
vom Hier ins Dort“ wählen müssen, um einen in seiner künstlerischen Vorstellung „idealen Ort“
durch neue Kombinationsvarianten zu kreieren, sondern hätte im Hagen bereits ideale
Bedingungen vorgefunden. 142
Seine genaue Kenntnis und relativ präzise Beschreibung des
Schlosses Hagen, seines Umfeldes, sowie einer Reihe für ihn positiver Erfahrungen und Objekte,
mögen letztlich im Zusammenwirken mit möglicherweise etlichen „fremden“ Komponenten ein
neues Ganzes hervorgebracht haben. Der durch die vorgefundene Realität verminderte Zeitaufwand
mag dem Schaffensdrang des Dichters entgegengekommen sein.
In Stifters Schilderung der Besichtigung des Landgutes Rosenhof/Rosenhaus, des Meierhofes, der
Felder und Äcker und schließlich des „Allizwaldes“ glaubt der Hagen-Kenner Details der
Herrschaft Hagen vor Augen zu haben, wiewohl der Dichter eine Komposition verschiedener von
ihm erlebter und wahrgenommener Eindrücke, zusammengefasst und eigenwillig benannt, andere
Details aber bewusst weggelassen haben mag. Sogar die Entfernung des erwähnten Waldgrundes,
an der Gehzeit bemessen, kann auf die Gegebenheiten im Hagen übertragen werden. 143
Für den „Allizwald“ müsste man lediglich den Namen „Koglerau“ einsetzen, wo es zum Hagen
gehörige Waldgründe gab, so noch unter Josef Weingärtner und seiner Besitznachfolgerin und
138
Stifter, Nachsommer, 59.
139
Stifter, Nachsommer, 55.
140
Stifter, Nachsommer, 121.
141
Stifter, Nachsommer, 60.
142
Miedl, PI 19. März 2013: Stifters Gemälde aus dem Jahre 1838 zeige zB eine Kombination von Hallstatt/OÖ- (im
Vordergrund) und Grundlsee- (im Hintergrund: Backenstein im Ausseerland / Steiermark) Motiven.
143
Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 173. Stifter, Nachsommer, 161. Falk Hannelore, PI 21. März 2010.
Kletzmayr, PI Weihnachten 2002. Schäffer, Weingärtner.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91