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Nimmt man die geologische und die hydrologische Karte zur Hand, erkennt man, dass im bisher
favorisierten Kremsmünster kein Granit oder ähnliches Gestein eingezeichnet ist. Laut
Fachauskunft des zuständigen Geologen Dr. Sandor BERTHA handelt es sich im Bereich
Kremsmünster um junge eis- und zwischeneiszeitliche Sedimentablagerungen der quartären
Molassezone (Pleistozän, 1,5 > 0,5 Millionen Jahre alt), welche südlich der Donau bzw des
Traunflusses liegt. In jenem Gebiet seien die dortigen Deckenschotter (auch Konglomerate) und
der sogenannte Weiße Nagelfluh von Bedeutung. 147
Setzt man auf die hier doch ganz spezifisch
eingebrachte Realitäts-Bezogenheit der Stifterischen Aussage, bedingen die geologischen
Gegebenheiten das Ausscheiden Kremsmünsters und seiner Umgebung mit dem Asperghof.
148
Nördlich der Donau (Hagen) hingegen sei, laut Dr. Bertha und Team, das Kristallin der
Böhmischen Masse zu finden, wo kristalline Gesteinsschichten (Granit, Gneis) vorherrschen,
vulkanische Gesteine verschiedener Vulkanausbrüche. Diese aus dem Paläozoikum stammenden
Tiefengesteine seien ca 300 bis 350 Millionen Jahre alt:
„Hauptgesteinsarten in der Böhmischen Masse sind die verschiedenen Granite und Gneise, die für
Nicht- Geologen oft nur schwer zu unterscheiden sind. (Perl-) Gneis ist das Hauptgestein im
Bereich des Pöstlingberges, es ist ein Mittelkorngneis mit perlenartigen, millimetergroßen, weißen,
kugeligen Fremdeinschlüssen. Das gesamte Umfeld des Pöstlingberges ist mit diesem Perlgneis
aufgebaut.“ 149
Dies umfasst den Linzer Donaudurchbruch, das Areal Hagen mit der vormals zum Hagen
gehörenden Urfahrwänd, sowie die Koglerau, wo sich die Hagen´schen Waldgründe befanden.
Der Granit reicht im Süden, im Bereich der Herrschaft Hagen eindeutig über den Fluss
(Donau), welcher ihn durchschnitt, sich tief eingrub. 150
Stifter dürfte zu seinen Gesteinsstudien das in seinem Nachlass vorgefundene, von Robert
Weingärtner ersteigerte Buch Prof. Dr. Ranlf´s über Granit und Marmor und die ebenfalls
hinterlassenen Alpen- und Spezialkarten für seine diversen Erläuterungen herangezogen haben. 151
Er mag jedoch auch spezielle Informationen von Heinrich von Starhemberg empfangen oder aber
in dichterischer Freiheit weitere geologische Komponenten zusammen- und eingefügt haben.
Auf geologisch-naturwissenschaftlichem Gebiet führte er mit großer Sicherheit mit seinem
Gastgeber Fürst Heinrich von Starhemberg im Hagen Diskussionen und Fachgespräche, da dieser
seine Interessen für die Natur teilte, und, wie bereits erwähnt, ua als Wissenschaftler und
Naturforscher bezeichnet wurde. 152
Ebensolches schildert Stifter bezüglich Heinrich Drendorf und dessen Gastgeber Freiherr von
Risach. Letzterer betonte seine Liebe zur Natur im Hinblick auf sein Elternhaus „Ich liebte die
Wiesen, die Felder, die Gesträuche, unser Haus außerordentlich“, wiewohl Herkunft und
Elternhaus Risachs und Starhembergs aufgrund dichterischer Bearbeitung unterschiedlich
erscheinen. 153
147
Bertha Sandor Dr., PI und Mail 13. Dezember 2011.
148
Zitzewitz, PI September und 13. November 2011.
149
Bertha S., PI und Mail 13. Dezember 2011.
150
Land OÖ, Geologische/hydrologische Karte von OÖ. Dr. Sandor BERTHA, PI 12. Dezember 2011. Ludwig
Kalischko/Claudia Perndorfer, PI 22. November 2011. Zitzewitz, PI 13. November 2011.
151
OÖLA, Stifter Akten, Schuber 11, Blatt 5557-6130, fol. 30`/6104, PZ 671, Inv. Bücherliste Nr. 106, 110.
152
Neweklowsky Walter, Stammbaum II Starhemberg. PA Frank Elfriede. Lindner, Musikarchiv Starhemberg, 26.
Heinrich galt ferner als Numismatiker.
153
Stifter, Nachsommer, 657.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91