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an die Donau gereicht haben; noch im 20. Jahrhundert existierten laut Aussagen von Zeitzeugen
mittlerweile wohl kleiner gewordene Weingartenteile mit Edeltrauben, wiewohl die klimatischen
Bedingungen vermutlich ebenfalls nicht die idealsten waren. 171
Auf Hagen zutreffend und gleichsam „maßgeschneidert“ erscheinen nicht nur die diversen
Örtlichkeiten selbst - im Innen- sowie im Außenbereich -, sondern sogar lokale Bezeichnungen,
wie die zum Beispiel von den Hagen-Bewohnern Johann Rezac, Walter Reder und Gertrude
Ströbinger wiederholt erwähnte „Feldrast“, welche Stifter in seinem Werk einarbeitete. Der bis
zur Anbringung der FLAK-Stellungen 172
oberhalb des Schlosses Hagen mit einer Bank versehene
Ruheplatz zwischen den herrschaftlichen Hagen-Feldern, unweit des alten Kreuzstöckels, findet
seine Parallele in der „Felderrast“ des Nachsommers. 173
Auch weitere lokale Gegebenheiten erinnern an jene im „Nachsommer“:
„Wir gingen von den großen Kirschbaume auf den Getreidehügel hinaus, und auf ihm fort bis zu
der Felderrast….Von der Felderrast gingen wir in den Meierhof…durch die Meierhofwiesen, durch
die Felder am Abhange des Hügels des Rosenhauses, dann den Hügel herum, endlich in das
Gehölze des Teiches hinauf und von ihm an dem Erlenbach zurück, so daß wir wieder zu dem
großen Kirschbaume kamen und von ihm in das Haus zurückkehrten.“174
Selbst das bei Stifter angeführte Kreuz (wenngleich nicht in roter Farbe) zwischen den Feldern gab
es schon damals, und gibt es - wegen der FLAK-Stellungen vermutlich etwas versetzt - noch
heute bei den Feldern im Hagen.
Laut Aussagen der Zeitzeugen existierte in jenem Bereich vor der Errichtung der FLAK-Stellungen
eine Bank, direkt am Rande des Getreidefeldes, und am „Fuhrweg“ gelegen, wo man sich hinsetzen
konnte, wo auch die Feldarbeiter seinerzeit ausruhten. Das Kreuz, von einigen Zeitzeugen als
Wegmarke am ehemaligen Hauptweg durch die Herrschaft Hagen bezeichnet, befindet sich auf
einem Steinsockel mit darauf stehender Säule (s.u.). Laut Inschrift am unteren steinernen Sockel
wurde es, 1687 aufgestellt, 2002 auf Veranlassung des Rotary Clubs Linz unter dem damaligen
Präsidenten Dr. Josef Simbrunner restauriert. 175
Das vormals zwischen den Feldern befindliche Kreuz brachte dereinst den Hagen-Feldern die
Bezeichnungen „rechtes Kreuzfeld“ und „linkes Kreuzfeld“ ein.176 Diese Benennung findet sich
ua in der Darstellung der Linzer Vororte nach dem „Josephinischen Lagebuch“ und
„Franziszeischen Kataster“ (18. Jh.) durch Franz Xaver Bohdanowicz, wo sie im Besitzstand der
Herrschaft Hagen bzw der Graf Starhembergischen „Dominical-Gründe“ in der entsprechenden
Auflistung der diversen Grundstücke angeführt sind. 177
Stifter erwähnte ein rotes Kreuz im Bereich der Getreidefelder:
„Bei dem roten Kreuze habe ich nicht ausgeruht“, antwortete sie, „man kann dort nicht ruhen, es
steht fast unter lauter Halmen des Getreides, …“178
171
Hirschfeld, Ströbinger, Reder, Mitter, Scherer, Rezac u.a. Rezac sprach von süßen Edeltrauben. Hirschfeld, PI ua
2002, erinnerte sich an reich tragende Weinstöcke.
172
Reder, PI Ende 1999; Ströbinger, PI 29. März 1997. FLAK = Fliegerabwehrkommando im 2. Weltkrieg.
173
Stifter, Nachsommer, ua 194, 207, 225, 456 f, 467. Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 489: Hinweis auf die
Felderrast und den (ansonsten ohne mit einem Schattenplatz versehenen) Hügel.
174
Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 804. Prof. Brande schritt diesen bei Stifter geschilderten Weg vergleichend
entlang, gleichsam auf den Spuren des Dichters.
175
Ströbinger, PI 30. März 1997, Scherer, u.a..Simbrunner, PI 14. Dezember 2011. Es wurde im Zuge der Renovierung
geringfügig versetzt.
176
Ströbinger, PI 30. März 1997.
177 Vgl dazu Bohdanowicz, Linzer Vororte, Bd 14, 22 „Lit. L“, als Top Nr. 34, 35 und 41, zu Wildberg gehörig.
Bohdanowicz war Regierungsrat, Rechnungsdirektor.
178
Stifter, Nachsommer, 466/Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 499; Anhang, 855: Das Kreuz wird als Land- oder
Wegmarke erläutert.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91