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Johann Rezac wusste einige „Geschichten“ über den Hagen und Josef Weingärtner zu berichten,
welche an den Nachsommer erinnern. So habe er eines Tages verwundert bemerkt, dass Gemüse
und Blumen in der gesamten Umgebung von Schädlingen befallen, zerfressen, oder gleichsam
beschichtet waren, nicht so im Schloss- und im Meierhofgarten. Weingärtner dazu befragt, verwies
auf die zahlreichen Vogelarten und ihre Quartiere im Park des Schlosses Hagen und auf die
Methode, sie ganzjährig zu füttern, um so eine durchgehende natürliche Schädlingsbekämpfung zu
gewährleisten. Rezac möge die einzelnen Parkbäume genauer betrachten, es seien überall
Nistkästen mit unterschiedlich großen Einschlupflöchern angebracht, dies im Hinblick auf die
diversen Vogel-Arten und -Größen, um den Verbleib jeder einzelnen Spezies in seinem Garten- und
Parkbereich zu fördern. 208
Ebensolche Vorgangsweise schilderte Stifter im „Nachsommer“:
„Die Vögel sind in diesem Garten unser Mittel gegen Raupen und schädliches Ungeziefer. Diese
sind es, welche die Bäume, Gesträuche, die kleinen Pflanzen und natürlich auch die Rosen weit
besser reinigen, als es Menschenhände oder was immer für Mittel zu bewerkstelligen imstande
wären. Seit diese angenehmen Arbeiter uns Hilfe leisten, hat sich in unserem Garten sowie im
heutigen Jahre auch sonst nie mehr ein Raupenfraß eingefunden, der nur im geringsten bemerkbar
gewesen wäre“.209
Im Hinblick auf die Nistkästen lässt Stifter den Freiherrn von Risach erläutern:
„Will man Vögel in eine Gegend ziehen, so muß man solche Zufluchtsorte schaffen, ...aber aus Holz
gemachte Höhlungen können wir überall auf die Bäume aufhängen. Und dies tun wir auch. Wir
machen diese Höhlungen tief genug, richten das Schlupfloch von der Wetterseite weg, meistens
gegen Mittag, und machen es gerade so weit, dass der Vogel, für den es bestimmt ist, ein und aus
kann. Ihr müsst ja derlei an den Bäumen unseres Gartens gesehen haben.“210
Als Rezac eines Tages seiner damaligen Freundin und späteren Gemahlin Rosen vom Spalier,
welches bis zum 1. Stockwerk des Schlosses Hagen empor reichte, schenken wollte und
Weingärtner darum ersuchte, untersagte dieser, auch nur eine einzige Rose der Spalierbäumchen
abzuschneiden. Er gestattete Rezac jedoch, seinen Bedarf im Bereich des Rosengartens oder der
Einfassungsrosen zu decken. Die unzähligen Spalierrosen sollten durch üppigen Wuchs den
Rosenduft, welchen Weingärtner besonders liebte, in den Räumen des Schlosses und im Sitzbereich
beim Sandplatz davor verströmen. Sie blühten in einer unwahrscheinlichen Farbenpracht und
Dichte. Das große Spalier umfasste, wie auch auf Fotoaufnahmen ersichtlich, sogar die
Schlosstürme und reichte in der Höhe bis zu den Fenstern des ersten Stockes (s.u.). 211
Nach Überlegungen mancher Zeitzeugen könnten die Rosen in den 1940-er Jahren entfernt worden
sein, denn sie erinnerten sich nicht an spätere Betrachtungen und Duft; so wie es Grieser letztlich
auch bezüglich des Humboldtschlösschens in Berlin schildert. 212
Stifter kommt wiederholt auf die Spalierrosen zu sprechen, schildert das „gutbestrichene Holzgitter
an welchem die Bäumchen angebunden“ und den Duft, den sie in die Räume hinein verströmten
„…war der Saal auch mit Rosenduft erfüllt“.213
208
Rezac, PI 24. Juli 2001. Sowohl Rezac als auch sein seit 1947 im Schloss Hagen wohnender Bruder Heinrich
beschafften sich beeindruckt Vogelhäuschen. Jene Heinrichs sind sogar auf Fotos des Schlosses Hagen zu sehen.
Stockhammer, PI 1. Juli 2013.
209
Stifter, Nachsommer, 133, 137, 139, 54.
210
Stifter, Nachsommer, 138 f.
211
Rezac, PI 26. Juni 2001.
212
Frau Hirschfeld erinnerte sich nicht, erwog, ob das Alter der Rosenbäumchen oder ein zu schütterer Blütenwuchs
gegeben gewesen sein könnten. Hirschfeld, diverse PI.
213
Stifter, Nachsommer, 132 ff, 128, 77.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91