Seite - 24 - in Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928 - Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
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Der Weg zu Käthe mag für Tscherne nicht unbedingt leicht gewesen sein, kam er doch aus einer
etwas anderen, „kaufmännischen Welt“, weniger traditionsbewusst, wie wir später erfahren,
vielleicht auch weniger verwöhnt und gewiss anders erzogen. Aber er bewies Käthe und ihrer
Familie, dass er ihr den gewohnten Standard bieten konnte, in höchste Ränge aufstieg und
angemessene Annehmlichkeiten ermöglichte.
Dass die Winklerischen Kinder eine besonders gute und umsichtige Erziehung genossen, feine
Bildung erhielten, sowohl literarische als musikalische, geht ua aus Käthes Brief an ihren Bruder
Ludwig nach Feldkirch, vom 8. Dezember 1885 hervor, als sie ihm auf seine Frage ob sie
Beethoven oder Schiller vorziehe, antwortete: „Wie konntest Du Dir doch einfallen lassen zu
fragen, ob ich Beethoven oder Schiller vorziehe ? Der eine ist Tonkünstler, der andere Dichter.
Beide sind, jeder in seiner Kunst, allen anderen voraus. Ich kann also Beethoven nur insofern
vorziehen, als ich Musik höher schätze als alle Dichtungen“.102Einige Briefe nahmen auch auf ihr
Klavierspiel Bezug. Ob sie das Klavier in ihrer Linzer Wohnung von ihrem Gatten bekommen hatte
oder aus Innsbruck mitbrachte, ging nicht hervor. Für Ihre Vorliebe für Musik sprechen auch die
Fotografien von den Komponisten im Erker. 103
Theaterbesuche gehörten offensichtlich zum gesellschaftlichen und bildungsmäßigen
Lebensstandard der Familie Winkler. So schrieb Käthe Winkler dem Bruder in einem undatierten
Brief, Anfang 1889, da sie ihm von dem Smaragdring berichtete, welchen sie zu ihrem 20.
Geburtstag ,26. Dezember 1888] bekommen hatte: „Heute abends gedenkt Vater nach langer Zeit
wieder einmal mit uns das Theater zu besuchen.“104 In einem anderen Schreiben berichtet sie ihm:
„Wir gehen fleißig ins Theater. Gegenwärtig ist ein Komiker von Wien hier“.105
Als ihr Bruder Ludwig in Sterzing lebte bedankte sie sich für eine Notiz aus „Gullivers Reisen“ und
wünschte ihm guten Erfolg in der Praxis.106 Auch die Hinweise auf den „Trompeter von
Säckingen“ zeigen von literarischem Interesse und Wissen (s.u.).
In ihrem Schreiben vom 3. Jänner 1888 nennt sie ihm ferner alle Geschenke, die sie zum
Namenstag (am 25. November) erhalten hatte: Dieser wurde offensichtlich in der Familie Winkler
besonders gefeiert, wie etliche der Briefe, ua jener vom 8. Dezember 1885 erkennen lassen.107Man
mag in diesem Zusammenhang an die Erläuterung Dr. Mezler-Andelbergs denken, wonach sich seit
dem Spätmittelalter der Brauch durchsetzte, Heiligennamen zu verwenden, was eine Form des
Sonderpatronats darstelle, welche dem einzelnen seinen persönlichen Schutzheiligen gibt und als
eigenes Fest den Namenstag, dem oft größere Bedeutung als dem Geburtstag zugemessen wurde.108
Katharina erwähnt ferner in obgenanntem Schreiben vom 8. Dezember 1885, dass Ludwig´s
Lieblingsbruder Franz bald Doktor der Medizin sein werde und lässt anklingen, dass Ludwig ihm
hoffentlich gratulieren werde.109Kurz vor 1890, ihrer Verehelichung, berichtet sie Ludwig, dass
Bruder Franz schon eine hübsche Ordination und Patienten habe.110
Aus einem Brief ohne Jahresangabe erkennt man auch Käthes Humor, als sie Ludwig(welcher
damals in Meran lebte) erklärt, seine Schreibfaulheit errege Verdacht, er habe Anlass zum Tadeln
gegeben, was aber nicht so schlimm sein dürfte, „denn du kannst `tadeln´ nicht einmal richtig
schreiben [dadeln].“ Im selben Brief berichtet sie von ihren Namenstagsgeschenken, wonach sie
vom Vater „die langersehnte goldene Uhr“ mit Nägeln aus Email, von der Mutter Seidenstoff für
eine Bluse, von den Brüdern einen Ständer zum Album, vom Geld von Tante Toni kaufte sie sich
102 FAW, KT > LW, dat. Innsbruck, 3. Jänner 1888.
103FAW, KT > LW, dat. Innsbruck, 27. November (vm vor 1890).
104FAW, KT > LW, o.D.Anfang 1889, Erwähnung des 20. Geburtstages, und des 7. Jänners (1889).
105FAW, KT > LW, o.D., vm Anfang 1889, Ende Winter 1888/89, da sie bemerkt: „Der Winter scheint gar nicht
aufhören zu wollen“. Die Mutter fuhr nach Hall, so übernahm Käthe das Schreiben.
106 FAW, KT > LW, dat. Hall, 17. Juni 1890.
107 FAW, KT > LW, dat. Innsbruck, 8. Dezember 1885.
108Mezler-Andelberg, Heilige Patrone, 19.
109 FAW, KT > LW, dat. Innsbruck, 8. Dezember 1885.
110 FAW, KT > LW, dat. Hall, 24. August 1890.
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Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Titel
- Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
- Untertitel
- Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.01 x 29.71 cm
- Seiten
- 170
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 4
- Herkunft 6
- Friedrich Georg Tscherne und Familie 22
- Berufliche Entwicklung und Erfolge 64
- Ehrenämter, Mitgliedschaften, Titel, Vereinsarbeit 73
- Der Heimatforscher Friedrich Tscherne 79
- Das Wohnhaus Hauptplatz 15 (30) 81
- Die Sommervilla Hagen 91
- Zusammenfassung 114
- Literaturnachweis 116
- Abkürzungsverzeichnis 119
- Anhang (Stammtafel, Bildmaterial, Firmenbuch, Preisliste) 120