Seite - 106 - in Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928 - Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
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Kunstsinn, Stilgefühl und Feinschliff in eine luxuriöse Jugendstilvilla um, bezeichnete sie laut
Gärtner Rezac voller Stolz als sein „Schlösschen“.524Er umgab sie mit herrlichen Gartenanlagen, -
Rosengarten, Rondellen, Zier-Kletterstangen und -Bögen für Rosen und andere Pflanzen, -
Glashaus, Teich, Schwimmbad, Tennisplatz, Kegelbahn, Springbrunnen, Mini-Zoo, Obstgarten-
und Wiesenparzellen. Der gesamte Komplex wurde vom Gärtner bzw Gehilfen sorgsam gepflegt.
Für das Riesenhaus war angemessene Dienerschaft vonnöten. So weiß Karl Tscherne´s Enkelin aus
den Erzählungen ihres Großvaters zu berichten, dass die Bediensteten in der Sommervilla sich bis
zum Boden verneigten und den kleinen Buben im Matrosenanzug mit „Guten Morgen junger Herr“
begrüßten.525
Unter Friedrich Tscherne kamen weitere Gründe zur Villa Hagen, reichten im Süden/Osten bis zur
Hagenstraße entlang der Pöstlingbergbahn, wo am Ende des Grundes ein großer Stein gestanden
haben soll. Dieser Grund war später, nach der Besitzteilung zwischen den Familien Pruscha und
Reder, der Familie Reder zugefallen, welche ihn dann parzellierte und das östlichst gelegene
Grundstück verkaufte. Beim Bau des Hauses Nr. 33a wurde der Stein entfernt. Reder maß ihm
besondere Bedeutung zu. 526Entlang des südseitigen zu den Gartenstiegen und des ost-nordseitigen
zum Pavillon führenden Weges verlief zur Einsäumung je eine Akazienallee, wo man zwischen den
jeweiligen zwei Baumreihen lustwandeln konnte. 527
1902 trat das von Tscherne erweiterte und verschönerte Haus bereits als Prachtbau in Jugendstil-
Manier, mit zwei Stockwerken, Türmchen und Mansarde, in Erscheinung.528 Auf dem Bauplan zur
„Adaptierung und Aufbauung eines zweiten Stockwerks, auf die dem Wohlgebornen Herrn
Friedrich Tscherne, Kaufmann und Realitätenbesitzer, gehörigen Villa in Hagen Gemeinde
Pöstlingberg“ - mit teilweisem Mansardenausbau im ersten Dachgeschoß- wurde die Raumhöhe
für dieses zweite Stockwerk auf 3 m erhöht, auch die Tramdecke von 40 auf 45 cm verstärkt.
Ostseitig plante Tscherne einen kleinen Balkon, der entweder nie realisiert oder später entfernt
wurde.
Der Turm, gleichsam als Erker errichtet, entbehrt der „Wurzeln“ im ersten Stock, wo die Ecke der
Süd- und Ostwand einen normalen rechteckigen Winkel zeigt. Erst im zweiten Stock wird die
Hausecke schräg verschnitten, ein Turm mit Erker eingesetzt, dessen Tragkonsole bis unter den
oberen Fensterrand des ersten Stockes reicht. Tscherne war ein Ästhet mit Geschmack, Stilgefühl,
dem nötigen finanziellen Potential, der die Villa zur herausragenden repräsentativen
Großindustriellen- Herrschaftsvilla machte. Vor einigen Jahren äußerte Univ. Prof. Dr. Gerhard
Stadler von der Technischen Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, Denkmalpflege und
Industriearchäologie, die Meinung, diese Industriellenvilla könnte und sollte unter Denkmalschutz
gestellt werden, was aber, beim Bundesdenkmalamt Linz vorgebracht, dort keinen Anklang fand.
Da die Familien Pruscha und Reder nachdem sie im Jahre 1932 Hagen 13, Tscherne´ s
Sommervilla, und Hagen 14, das Gstettenhäusel erworben hatten, Kontakt mit der Witwe
Tscherne´s hielten, konnten sie einige Hinweise auf Beschaffenheit, Besonderheiten und
erwähnenswerte Einrichtungen geben, sowie auf diese Vorbesitzer selbst, deren Lebensart,
Lebenseinstellung und Lebensstil. Es wurden auch interessante, heute nicht mehr zugängliche
Details bekannt, bezüglich der Hauskapelle, und insbesondere der Darstellungen auf dem
sogenannten Wanderaltar, welchen Tscherne im Schloss Hagen seinem Freund Josef Weingärtner
abgerungen und abgekauft hatte.529Tscherne wollte damit seine kleine Hauskapelle bereichern und
seiner Gemahlin, wieder einmal etwas Exquisites, ihrer Frömmigkeit und ihrem erlesenen
Geschmack entsprechend, zu bieten:
524 Rezac, PI, 24. Juli 2001.
525Berman, 31. Mai 2011.
526 Reder, PI22. November 1999.
527Pruscha Helmut, Dr., Univ. Prof., Enkel Ludwig Pruschas, PI 25. August 2006.
528 PA Kaar, Ansichtskarte „Blick auf Schloss Hagen und Pöstlingberg“, dat. 13. September 1902.
529 Reder Walter, PI April 1997.
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Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Titel
- Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
- Untertitel
- Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.01 x 29.71 cm
- Seiten
- 170
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 4
- Herkunft 6
- Friedrich Georg Tscherne und Familie 22
- Berufliche Entwicklung und Erfolge 64
- Ehrenämter, Mitgliedschaften, Titel, Vereinsarbeit 73
- Der Heimatforscher Friedrich Tscherne 79
- Das Wohnhaus Hauptplatz 15 (30) 81
- Die Sommervilla Hagen 91
- Zusammenfassung 114
- Literaturnachweis 116
- Abkürzungsverzeichnis 119
- Anhang (Stammtafel, Bildmaterial, Firmenbuch, Preisliste) 120