Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
Page - 59 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 59 - in Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne

Image of the Page - 59 -

Image of the Page - 59 - in Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne

Text of the Page - 59 -

  Außerhalb  Österreichs  –  Die  Entstehung  des  autobiografischen  Projekts |  59 wood, in denen der Tonfilm die Möglichkeiten der zugezogenen Filmschaffen- den zugleich erweiterte und beschränkte, waren für die Beziehung des Ehepaa- res Viertel oft frustrierend und krisenhaft. Salka Viertel litt darunter, dass sie als Schauspielerin in einem neuen Medium und in einer fremden Sprache kaum Arbeitsmöglichkeiten hatte. Sie begann sich dann aber um 1932 höchst erfolg- reich als Drehbuchautorin bei MGM und als gesellschaftlicher Mittelpunkt in die (intellektuelle) Community Hollywoods zu integrieren. Die Viertels lebten ab etwa 1920 mehr oder weniger abgesprochen in einer mehr oder weniger »offenen« Ehe und hatten jedenfalls immer wieder kurzfris- tig andere Liebschaften  – Berthold Viertels Vorstellungen von »sexueller Eman- cipation« wie auch die liberale Sexualmoral des Theatermilieus bildeten den Hintergrund dazu. Ab etwa 1930 veränderte sich die Dynamik ihrer Beziehung allerdings grundlegend dadurch, dass Salka Viertel begann, den Hauptanteil des Familienunterhalts in Hollywood zu verdienen : »Ich bin Dein Gigolo  – und leiste nichts dafür«30, fasste Viertel seine ihm unangenehme Position in den 1930ern zusammen. Seine Frau hatte zunächst eine zweijährige »Affäre« mit dem Drehbuchautor Oliver Garrett und ging kurz darauf eine etwa zehn Jahre andauernde Verbindung mit dem um 22 Jahre jüngeren Gottfried Reinhardt, dem Sohn des bekannten Regisseurs Max Reinhardt, ein. Diese Situation wurde für Berthold Viertel, obwohl er polyamoröse Praktiken befürwortete und einge- fordert hatte, zunehmend problematisch. Er suchte in New York, wo er ab Mitte 1931 Filme drehte, Distanz von Hollywood und seiner Familie. Als um 1932/33 klar wurde, dass Salka Viertels Hollywoodkarriere und die damit verbundene Popularität die seine übertreffen würde, war er stolz auf seine Frau, verblieb je- doch auch in den folgenden Jahrzehnten in einer gewissen Abwehrhaltung, die sich speziell gegen Hollywood richtete. Zwar verbat sich Salka Viertel den Vorwurf, »gone Hollywood« zu sein, doch die Beziehung stand nun in dieser Spannung.31 In Hollywood waren die Viertels anfangs rasch ins Umfeld einiger Projekte gekommen, die sich abseits des Mainstreams bewegten : Das wichtigste davon war Sergei Eisensteins Mexico-Film, dessen Scheitern sie um 1932 aus nächster Nähe mitansehen mussten.32 Anfang 1932 wurde Viertel zudem, nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Paramount, die Regie von The Cheat entzogen. Nach vier Jahren in Hollywood wurde bei Berthold Viertel das Bedürfnis immer 30 BV an Salka Viertel, 24. Jänner 1933, 78.862/6, K34, A : Viertel, DLA. 31 Prager, Salka Viertel 2007, 93–127 ; Helga Schreckenberger, »They say Hollywood Is a Paradise !«  – Salka Viertel’s Perseverance During Hollywood’s »Inquisition«, in : Wallace, Ian (Hg.), Feuchtwan- ger and Remigration, Oxford u.a. 2013, 307–320, 309. 32 Prager, Salka Viertel, 2007, 112–116 ; Geduld, Harry M. und Gottesman, Ronald (Hg.), Sergei Ei- senstein and Upton Sinclair. The Making & Unmaking of Que Viva Mexico !, London 1970.
back to the  book Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne"
Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Title
Berthold Viertel
Subtitle
Eine Biografie der Wiener Moderne
Author
Katharina Prager
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
368
Category
Biographien

Table of contents

  1. Ein chronologischer Ăśberblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RĂśCKKEHR IN DIE Ă–STERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches GefĂĽhl 118
    3. Galizien 129
    4. JĂĽdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. MitschĂĽler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Berthold Viertel