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1824wegen des Zuzugs der jungen Familie Kuchelbacher erheblich vergrößert worden, da das
aufgenommene Darlehen den Wert des Hauses erreicht hatte. Dabei war auch eine neue HaustĂĽre
eingesetzt worden, die entweder die Initialen der beiden Namen A(tzelsberger) und K(uchelbacher)
oder nur den der A(nna Maria) K(uchelbacher) erhielt. Tscherne hatte diese, ua aufgrund seiner
Forschung und aus Pietät und Ehrfurcht vor dem alten Objekt beibehalten.
Wann genau das Moserhäusl bzw sein Vorgängerbau erbaut oder bezogen wurde, liegt, zumindest
bis zum derzeitigen Wissens- und Forschungszustand, bzw Zeitpunkt, in Ermangelung von
Quellenmaterial wie Urbaren476 etc (ein Teil des öffentlich abgelegten Urkundenmaterials mag
beim großen Brand von Linz am 15. August 1800 vernichtet worden sein, ein weiterer, „privater“,
bei der Zerstörung von Schloss Hagen 1963) zwar nicht mehr im völligen Dunkel, aber doch noch
in der Dämmerung, wie dies bei vielen Untertanenhäuseln der Fall war. Wohl findet man in einer
Taufauflistung aus dem Jahre 1484 einen „prey“ (Braumeister) namens Josephus Mosser und
seinen Sohn Fridericus angeführt, nicht aber deren, möglicherweise nach ihnen benannte
Wohnstätte.477
Das Moserhäusl könnte möglicherweise ein vom Landgut aufgegebenes, - vielleicht einst wegen
des Weinanbaues errichtetes - Wirtschaftsgebäude gewesen sein, welches an Untertanen
abgegeben worden war, wie derlei Handhabung auch in anderen Herrschaften, ua in Puchenau
vorkam (s.o.). Eine historische Legende berichtet denn auch von „Vyner“, welcher den Weingarten,
der sich vom Sitz des „Hausmanningers“ bis zum „Voffer“ erstreckte, betreut und die Reihen der
Weinstöcke mit Steinen aus der Wend eingefasst hatte. Im „Wynerhoeffl“ soll auch lange Zeit
hindurch der Schwanzknochen des Hausmanninger Drachens aufgehoben worden sein, bis er
schlussendlich der Kuriositätenkammer des Gutes „zu den Haken“ einverleibt wurde.478
Der Begriff „Weinberghäusel“ bzw „Weinbauernhäusl“ und die Lage an der Berglehne des
Pöstlingbergs erinnert an die Beschreibung eines Weinbergs in einem alten Schulbuch: „Oben auf
der Höhe stehen Weinbergshäuschen.....von der Höhe aus genießt man eine herrliche Aussicht,
ringsum Weinberge, unten der freundliche Fluß, begrenzt von Wiesen und Gärten, und in der Ferne
eine Stadt mit hochaufragendem Turme.“ 479
Im Theresianischen GĂĽltbuch mit den beiden letzten fĂĽr die Berechnung der Besteuerung
herangezogenen Vertrags-Datenangaben 1684 und 1733 angeführt, befand sich das Moserhäusel in
der Einlage des Landgutes Hagen unter der Zahl Tom I/79.Es war jedenfalls dem Landgute Hagen
untertänig und dienstbar. Laut Tscherne´s Aufzeichnungen und Ludwig Pruscha´s Recherchen, im
Schlossarchiv gab es dort eine Planskizze mit Situierung und Bezeichnungen der einzelnen Häuser
samt Besitzernamen. Bei diesem soll der Hausname „Weinbauernhäusl und Moosß“ angeführt
gewesen sein. Auf der Westseite befand sich, wie noch in Plänen im Stadtbauarchiv Linz zu sehen,
ein groĂźes Tor in den Keller, mit einer Fassrutsche, welche erst beim Umbau nach dem 2.
Weltkrieg beseitigt wurde. Seine frühe Entstehungszeit (als Weinbauernhäusel) wurde von den o.g.
Forschern und dem Schlossbesitzer Josef Weingärtner in jene frühe Zeit angedacht, als der
Weinbau noch bis zur Donau hinabreichte.480Weinanbau im Hagen war noch bis in seine späte
Zeit, vor dem 2. Weltkrieg, bekannt. Er wurde im kleinen Ausmaß auch an der Urfahrwänd
betrieben. Bei dieser handelte es sich um die steile Felswand, welche zur Herrschaft Hagen gehörig,
unweit des Donauufers verlief. Wie aus Kaufverträgen etc hervorgeht, fand ua bezüglich Haus
476 Vgl Dopsch, Lf Urbare, CCXI: Die Anlage von Urbaren diente dazu, sich durch die Verzeichnung des
Besitzstandes gegen äußere und innere Bedrohung zu schützen, durch Fixierung der Zinse andererseits einer Minderung
des Einkommens vorzubeugen. Die Habsburger benutzten sie in Ă–sterreich bis in die Theresianische Zeit.
477OĂ–LMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 7, dat. 4. April 1484. Abschriftl. Kopie aus dem Schlossarchiv Hagen.
478 Ehem. SA Hagen, As fol. 24. Auch Reder, Mitter, Heine, Ströbinger (via Pruscha bzw Lernstoff in der Schule). PI,
Ströbinger 22. Jänner 1998.
479 Walther, Anschauungsunterricht, 4.
480 Ströbinger, PI, 30. März 1997.Hüttner Ludwig, PI, 4. März 1998. Reder Walter, PI, 24. Jänner 2002.
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Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Title
- Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
- Subtitle
- Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.01 x 29.71 cm
- Pages
- 170
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Zum Geleit 4
- Herkunft 6
- Friedrich Georg Tscherne und Familie 22
- Berufliche Entwicklung und Erfolge 64
- Ehrenämter, Mitgliedschaften, Titel, Vereinsarbeit 73
- Der Heimatforscher Friedrich Tscherne 79
- Das Wohnhaus Hauptplatz 15 (30) 81
- Die Sommervilla Hagen 91
- Zusammenfassung 114
- Literaturnachweis 116
- AbkĂĽrzungsverzeichnis 119
- Anhang (Stammtafel, Bildmaterial, Firmenbuch, Preisliste) 120