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zu verstehen, in denen sich Macht und Wissen als Manifestationen (wie in Ge-
fängnissen oder Krankenhäusern) zeigen88; andererseits lassen sich Dispositive
als elastische Liniengitter begreifen, die ĂĽber Analysefelder gestĂĽlpt werden und
auf den Prinzipien der strategischen Verankerung und Verwendung in Macht-,
Wissens- und Subjektformationen fußen89: „Es ist zunächst ein Durcheinander,
ein multilineares Ensemble. Es ist zusammengesetzt aus Linien verschiedener
Natur“90, erörtert Deleuze: Die Linien eines Dispositivs befänden sich deshalb
auch in stetem „Ungleichgewicht“91 und seien fortwährenden „Richtungsände-
rungen“92 unterworfen. Foucault differenziert die Dispositiv-Bedeutung weiter
aus:
Zweitens ist das, was ich im Dispositiv festhalten möchte, gerade die Natur der
Verbindung, die zwischen diesen heterogenen Elementen bestehen kann. So kann
irgendein Diskurs mal als Programm einer Institution, mal im Gegenteil als ein
Element erscheinen, das es erlaubt, eine Praktik zu rechtfertigen oder zu verschlei-
ern, die selbst stumm bleibt, oder er kann auch als Sekundärinterpretation dieser
Praktik funktionieren und ihr Zugang zu einem neuen Rationalitätsfeld schaf-
fen. Kurz, zwischen diesen diskursiven oder nicht-diskursiven Elementen gibt es
gleichsam ein Spiel, gibt es Positionswechsel und Veränderungen in den Funktio-
nen, die ebenfalls sehr unterschiedlich sein können.93
Als Effekt dieses Flechtwerks, dessen Gewebe sich aus „Sichtbarkeitslinien,
Linien des Aussagens, Kräftelinien, Subjektivierungslinien, Riss-, Spalt- und
Bruchlinien“94 zusammensetzt, die sich „alle überkreuzen und vermischen“95,
sind die Hervorbringung und Herstellung von Diskursen und Wissensordnun-
gen beobachtbar, die wiederum Teil eines ĂĽbergeordneten Systems sind, das auf
„Praktiken und Mechanismen verweist, die das Ziel haben, einer Dringlich-
keit zu begegnen und einen mehr oder weniger unmittelbaren Effekt zu er-
zielen“96. Im Dispositiv als einem erkenntnistheoretischen Suprabegriff für das
annoncierte Meta-Gitterwerk verzahnen sich Diskurse mit gesamtgesellschaft-
88 Vgl. Jäger 2001, S. 72
89 Zu den zentralen Foucaultschen Begriffen „Macht“, „Wissen“ und „Subjekt“ vgl. Bublitz 2008a;
Kammler 2008; Bublitz 2008b; Deleuze 1992, S. 69–130
90 Deleuze 1991, S. 153
91 Ebd.
92 Ebd. (Hervorh. im Orig.)
93 Foucault 2003, S. 392f
94 Deleuze 1991, S. 157
95 Ebd.
96 Agamben 2008, S. 17
42 | Teil
I.
Zeitzeichen
Boxen
FAUST UND GEIST
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Title
- FAUST UND GEIST
- Subtitle
- Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Author
- Wolfgang Paterno
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20545-6
- Size
- 16.1 x 25.5 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Grundlagen 15
- Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
- Fokussierung: Recherchewege und KapitelĂĽberblick 29
- Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
- Forschungsberichte: LĂĽckenhafte Spurenlage 45
- Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
- Ringfeldsichtung 113
- Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
- Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
- „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
- Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
- ZUSAMMENFASSUNG 389
- ANHANG
- Bibliografie 402
- Bildnachweis 438
- Dank 439
- Namensregister 440