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Analyse boxliterarischer „Überhöhung und Verklärung“16 nicht von Belang, auf
die vielfältigen Verflechtungszusammenhänge von Sport und Literatur näher
einzugehen; bleibt dieser Schritt aber aus, dient Literatur lediglich als Illustrati-
onsmaterial boxerischer Heldensagen. Luckas’ Vorhaben, dem Typus des Boxers
„mythische Qualität“17 zuzuschreiben, läuft daher bisweilen ins Ziellose und
verhärtet das ohnehin viel beschworene soziokulturelle Leitbild dieses Sports
irreversibel.18 In seinen Quellen ortet Luckas als distinkte Elemente „wieder-
kehrende Personenkonstellationen“19, „spezifische Sprache“20, „beständige Prä-
senz von Zitaten und Querverweisen“21, den „Anschein des Authentischen“22,
der die „Verbindlichkeit und Verifizierbarkeit des beschriebenen Geschehens“23
garantiere, sowie das „Paradigma des Scheiterns“24, das unterlegene Boxer im
Ring mehr oder weniger automatisch zu Protagonisten deklariere.25 Das Bo-
xen in der Zeit der Weimarer Republik erörtert Luckas in Form allgemeiner
Feststellungen, aber nicht ohne zuvor verstimmt hervorzuheben, dass die Li-
teraturwissenschaft Boxen „bis heute fast völlig vernachlässigt“26 habe; Boxen
in den 1920er-Jahren sei erstens als ein Ausdruck antibĂĽrgerlicher AttitĂĽde
und „Inkarnation moderner Männlichkeit“27 lesbar; zweitens sei Boxen zu ei-
nem Paradigma kristallisiert, wie zu schreiben sei28 – „der Körper des Boxers
als Projektionsfläche für eine neue Sprache“29; der Boxsport habe in „paradig-
matischer Weise“30 den Weimarer Zeitgeist nicht nur „verkörpert“31, sondern
geradewegs potenziert. Seinen Ruf als schales Muskelspiel bekommt Boxen bei
Luckas nicht los.
Mario Leis’ Interesse gilt weniger strukturellen und ideologiekritischen, mehr
inhaltsrelevanten Fragen. In den elf „Motivkapiteln“32 von Leis’ Darstellung
16 Junghanns 2005, S. 109
17 Luckas 2002, S. 322
18 Vgl. Holtemayer 2005, S. 82; Gumbrecht 2003, S. 69; Schultz 1999, S. 48
19 Luckas 2002, S. 86
20 Ebd.
21 Ebd., S. 83
22 Ebd., S. 85
23 Ebd.
24 Ebd., S. 324
25 Vgl. ebd.
26 Ebd., S. 11
27 Ebd., S. 76
28 Vgl. ebd.
29 Ebd.
30 Ebd., S. 70
31 Ebd.
32 Leis 2000, S. 12 (Hervorh. im Orig.) 47
Forschungsberichte:
Lückenhafte
Spurenlage
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FAUST UND GEIST
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Title
- FAUST UND GEIST
- Subtitle
- Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Author
- Wolfgang Paterno
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20545-6
- Size
- 16.1 x 25.5 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Grundlagen 15
- Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
- Fokussierung: Recherchewege und KapitelĂĽberblick 29
- Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
- Forschungsberichte: LĂĽckenhafte Spurenlage 45
- Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
- Ringfeldsichtung 113
- Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
- Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
- „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
- Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
- ZUSAMMENFASSUNG 389
- ANHANG
- Bibliografie 402
- Bildnachweis 438
- Dank 439
- Namensregister 440