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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Die dialektal gefärbten Auskünfte des Athleten verstärken den Eindruck vom Sportler als Simpel und Schlägertyp: Welche Bücher lesen Sie? Am Abend nimm i die halbe Zeitung am Aburt aussa. Womit befassen Sie sich in der freien Zeit? Trainieren. Und in der andern? Trainieren. Ihre politischen Ansichten? Da schauen S’ her, mei Pratzen! Ihr Verhältnis zur Philosophie? Oarsch. Welche Musiker lieben Sie am meisten? Mtata … mtata … mtata … Lieblingsfarbe? Lieblingsgeruch? Lieblingsspeise? Gselchts. Gselchts. Gselchts. Ihre Einstellung zum Erotischen? Wann sa si trifft. Was halten Sie von der Völkerversöhnung? Durchwatschen, wer si net versöhnt! Noch eine Frage:  wen stellen Sie höher, Nurmi oder Einstein? Wer der Bessere lauft, ist der größere Physikalist.140 Die in Huldigungsabsicht vorgenommene Annäherung verkehrt sich in einen verbalen Schlagabtausch, der Aufschlüsse über die Mentalitäten sowie geistigen und moralischen Verfasstheiten des Boxers liefert. In Summe entsteht ein ka- rikiertes Bild des Boxers, das dem standardisierten Erscheinungs- und Vorstel- lungsdessin im Trivialroman und dem hagiographisch überhöhten, in der Öf- fentlichkeit dargebotenen Weimarer Boxsportler-Image diametral widerspricht. Von sublimer Ironie bis zu beißendem Sarkasmus werden alle Register der Polemik gezogen. Der Boxer hat in Wie schreibt man über einen Boxer? auf be- stimmte Fragen nebulöse oder gar keine Antworten parat; vor die Entscheidung gestellt, sich zwischen sportlicher und intellektueller Höchstleistung, zwischen dem Leichtathleten Paavo Nurmi und Albert Einstein zu entscheiden, gewährt Boxer Ferry bemerkenswerte Einblicke in ein von Sport und Konkurrenz domi- niertes Lebensmodell. „Wer der Bessere lauft“, entgegnet Ferry in ungeordneter 140 Ebd. 183 Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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