Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Page - 253 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 253 - in FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen

Image of the Page - 253 -

Image of the Page - 253 - in FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen

Text of the Page - 253 -

tige „Wechselspiel zwischen Innen und Außen“112. Darüber wird im Folgenden zu diskutieren sein. Erika Fischer-Lichte informiert in ihrer Studie Performativität über den Pa- radigmenwechsel an den Theatern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der sich am Beispiel einer bestimmten Aufführung ausmachen lasse, in der sich wie in einem „Brennglas“113 spezifische Tendenzen bündeln. Ausgehend von der Elektra-Dar- stellung der Schauspielerin Gertrud Eysoldt im Oktober 1903, echauffieren sich die aufgebrachten Kritiker über die „Maßlosigkeit ihres Körpereinsatzes und seine ungeheure Intensität“114 – und machen Verstöße gegen die geltenden Nor- men von „Kraft“ und „Würde“115 geltend; das Getrieben-Sein und die auf offe- ner Bühne präsentierte Zügellosigkeit sind den Betrachtern ein Dorn im Auge. In den Theaterschulen von Étienne-Marcel Decroux, Jacques Copeau und Vse- volod Meyerhold116 finden aber schon wenig später ausdrückliche Rückgriffe auf die Körperschulung des Boxens statt; die strukturelle Verwandtschaft der von Körperlichkeit, Gewandtheit, Rhythmusgespür und Kraftdosierung domi- nierten Bühnenkünste Tanz und Schauspielerei mit dem Boxsport wird zu Be- ginn der 1920er-Jahre bereits verstärkt erkannt117: „Der trainierte Schauspieler- körper erschien als Vorbild des medizinisch kontrollierten, neuen Menschen.“118 Zugleich wird Berlin als Schauplatz eines „grandiose[n] Theater[s] in Bildern ohne Sprache“119 wahrgenommen und das politische Bemühen um Herstellung demokratischer Öffentlichkeit als „lächerliches Theater“120 abgetan. Das Thea- nologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft: „Gegenstand dieser Erkenntnisweise [...], die wir praxeologische nennen wollen, ist nicht allein das von der objektivistischen Erkenntnisweise entworfene System der objektiven Relationen, sondern des Weiteren die dialektischen Beziehun- gen zwischen diesen objektiven Strukturen und den strukturierenden Dispositionen, die diese zu aktualisieren und zu reproduzieren trachten; […] Diese Erkenntnisweise setzt den Bruch mit der objektivistischen Erkenntnis, setzt die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit und darin nach den Grenzen des objektiven und objektivierten Standpunkts voraus, der, statt aus den verschiedenen Praxisformen das generative Prinzip zu entwickeln, indem er sich auf deren Wirkungen selbst einlässt, sie nur von außen, als faits accomplis, erfasst.“ (Bourdieu 2009, S. 147f; Hervorh. im Orig.) 112 Musil 1989a, S. 252 113 Fischer-Lichte 2012, S. 9 114 Ebd., S. 10 115 Ebd. 116 Étienne Marcel Decroux (1898–1991), französischer Pantomime; Jacques Copeau (1879–1949), französischer Theaterleiter und Dramatiker; Vsevolod Meyerhold (1874–1940), russischer Re- gisseur und Schauspieler 117 Vgl. Holtemayer 2005, S. 70; Kramer 2001, S. 58; Linnemann 2004, S. 33 118 Vgl. Fleig 2008, S. 130 119 Berg 1993, S. 5 120 Gay 1987, S. 105 253 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
back to the  book FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen"
FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
FAUST UND GEIST