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tige „Wechselspiel zwischen Innen und Außen“112. Darüber wird im Folgenden
zu diskutieren sein.
Erika Fischer-Lichte informiert in ihrer Studie Performativität über den Pa-
radigmenwechsel an den Theatern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der sich am
Beispiel einer bestimmten Aufführung ausmachen lasse, in der sich wie in einem
„Brennglas“113 spezifische Tendenzen bündeln. Ausgehend von der Elektra-Dar-
stellung der Schauspielerin Gertrud Eysoldt im Oktober 1903, echauffieren sich
die aufgebrachten Kritiker über die „Maßlosigkeit ihres Körpereinsatzes und
seine ungeheure Intensität“114 – und machen Verstöße gegen die geltenden Nor-
men von „Kraft“ und „Würde“115 geltend; das Getrieben-Sein und die auf offe-
ner Bühne präsentierte Zügellosigkeit sind den Betrachtern ein Dorn im Auge.
In den Theaterschulen von Étienne-Marcel Decroux, Jacques Copeau und Vse-
volod Meyerhold116 finden aber schon wenig später ausdrückliche Rückgriffe
auf die Körperschulung des Boxens statt; die strukturelle Verwandtschaft der
von Körperlichkeit, Gewandtheit, Rhythmusgespür und Kraftdosierung domi-
nierten Bühnenkünste Tanz und Schauspielerei mit dem Boxsport wird zu Be-
ginn der 1920er-Jahre bereits verstärkt erkannt117: „Der trainierte Schauspieler-
körper erschien als Vorbild des medizinisch kontrollierten, neuen Menschen.“118
Zugleich wird Berlin als Schauplatz eines „grandiose[n] Theater[s] in Bildern
ohne Sprache“119 wahrgenommen und das politische Bemühen um Herstellung
demokratischer Öffentlichkeit als „lächerliches Theater“120 abgetan. Das Thea-
nologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft: „Gegenstand dieser Erkenntnisweise [...], die
wir praxeologische nennen wollen, ist nicht allein das von der objektivistischen Erkenntnisweise
entworfene System der objektiven Relationen, sondern des Weiteren die dialektischen Beziehun-
gen zwischen diesen objektiven Strukturen und den strukturierenden Dispositionen, die diese zu
aktualisieren und zu reproduzieren trachten; […] Diese Erkenntnisweise setzt den Bruch mit
der objektivistischen Erkenntnis, setzt die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit und
darin nach den Grenzen des objektiven und objektivierten Standpunkts voraus, der, statt aus
den verschiedenen Praxisformen das generative Prinzip zu entwickeln, indem er sich auf deren
Wirkungen selbst einlässt, sie nur von außen, als faits accomplis, erfasst.“ (Bourdieu 2009, S.
147f; Hervorh. im Orig.)
112 Musil 1989a, S. 252
113 Fischer-Lichte 2012, S. 9
114 Ebd., S. 10
115 Ebd.
116 Étienne Marcel Decroux (1898–1991), französischer Pantomime; Jacques Copeau (1879–1949),
französischer Theaterleiter und Dramatiker; Vsevolod Meyerhold (1874–1940), russischer Re-
gisseur und Schauspieler
117 Vgl. Holtemayer 2005, S. 70; Kramer 2001, S. 58; Linnemann 2004, S. 33
118 Vgl. Fleig 2008, S. 130
119 Berg 1993, S. 5
120 Gay 1987, S. 105 253
„Zeitfigur“
im
Ring:
Brechts
Diskurserweiterungen
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FAUST UND GEIST
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Titel
- FAUST UND GEIST
- Untertitel
- Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Autor
- Wolfgang Paterno
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20545-6
- Abmessungen
- 16.1 x 25.5 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Grundlagen 15
- Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
- Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
- Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
- Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
- Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
- Ringfeldsichtung 113
- Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
- Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
- „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
- Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
- ZUSAMMENFASSUNG 389
- ANHANG
- Bibliografie 402
- Bildnachweis 438
- Dank 439
- Namensregister 440