Seite - 29 - in FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Der echte Boxer gebraucht seinen Kopf und gestaltet sich
Runde um Runde den Kampf nach seinem eigenen Tempo.
Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick
Die vorliegenden Darlegungen verfolgen, wie bereits ausgeführt, mit Hilfe eines
textanalytischen Ansatzes – der Analyse literarischer Texte auf Basis der Dis-
positivtheorie nach Foucault – eine doppelte Zielsetzung. Vorab werden die eng
verkoppelten Wechselbeziehungen zwischen Boxen und den zentralen Signatu-
ren in der Zeit der Weimarer Republik geklärt, um damit die Grundlagen für
die Aufgliederung des literarisierten Boxens unter kulturgeschichtlicher Frage-
stellung zu schaffen: Die unterschiedliche Bearbeitung des Box-Topos durch
zeitgenössische Autorinnen und Autoren wird als eigene ästhetische Praxis
erkennbar gemacht und Boxen als ein zentrales Denk- und Handlungspara-
digma der Moderne profiliert. Dabei sind mehrere Ebenen der Ideenfolge, die
sich gegenseitig bedingen und durchdringen, zu unterscheiden: Der Typus des
Faustkämpfers findet sich in zahlreichen Texten zu Beginn des 20. Jahrhunderts
zur Signalfigur stilisiert; Boxen und dessen Betonung von Performanz, Kör-
perlichkeit und Wettstreit kommt Repräsentationsfunktion zu, die auf soziale,
politische, ökonomische, geschlechterspezifische und alltagskulturelle Aspekte
verweist; die nahezu mit Aura aufgeladene Atmosphäre des Boxens dient
Autorinnen und Autoren als ein Gegenstand der literarischen Praxis wie auch
als Medium der Reflexion; mit Boxen lassen sich Ambivalenz und Faszination
ebenso darstellen, wie sich mit dem Sport konkrete Zeitkritik und Epochen-
psychologie entfalten lässt.
Die entsprechende Aufgliederung findet sich in den Abschnitten des ers-
ten Teils: Diskussion der Methode; Forschungsstand; zeithistorisch-kulturel-
ler Hintergrund. Der zweite Teil, der zentrale Abschnitt von Faust und Geist,
widmet sich der detaillierten textanalytischen Betrachtung, inspiriert von der
Diskursanalyse nach Foucault, bevor die Arbeit in die Zusammenfassung ihrer
Ergebnisse mündet. Der Zeitrahmen Neue Sachlichkeit, an dem sich diese Ar-
beit orientiert, soll als Ordnungsbegriff Verwendung finden.1 Es wird auf eine
strikte, an konkreten Jahreszahlen und Länderliteraturen orientierte Begren-
zung des Untersuchungsgegenstands verzichtet, auch wenn die überwiegende
Zahl der verwendeten Quellen aus jenem Zeitabschnitt stammt, der sich von
1 Vgl. Kolb 2002, S. 95; die Studie orientiert sich am Begriff der Neuen Sachlichkeit, wie er dar-
gelegt ist in den Arbeiten von Becker 2000, S. 97–258, u. Petersen 1982, S. 463–477
FAUST UND GEIST
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Titel
- FAUST UND GEIST
- Untertitel
- Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
- Autor
- Wolfgang Paterno
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20545-6
- Abmessungen
- 16.1 x 25.5 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Grundlagen 15
- Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
- Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
- Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
- Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
- Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
- Ringfeldsichtung 113
- Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
- Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
- „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
- Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
- ZUSAMMENFASSUNG 389
- ANHANG
- Bibliografie 402
- Bildnachweis 438
- Dank 439
- Namensregister 440