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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Erstens vergeßt nicht, kommt das Fressen Zweitens kommt der Liebesakt Drittens das Boxen nicht vergessen „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor hat dem Boxen in Werk und Bio- grafie einen so breiten Raum gewährt wie Bertolt Brecht. Das Gros der kultur- wissenschaftlichen Forschung zu Brechts Texten zum Boxen stützt sich aller- dings auf die Analyse einer schmalen Auswahl dieser „kleinen Geschichten“1, die um 1926 entstanden sind. Das mag auch daran liegen, dass die Erzählung Der Kinnhaken und das Gedicht Gedenktafel für 12 Weltmeister die einzigen aus- schließlich dem Boxen gewidmeten Arbeiten Brechts sind, die keinen Bruch- stückcharakter aufweisen; in seinen Schriften thematisiert der Autor das Thema Sport in essayistischer Form, oft am Rande oder als Anlassfall. Dennoch wird Brechts Nähe zum Boxen nahezu inflationär herbeizitiert. Vergessen wird dabei das Bemühen des Autors, den Sport im Diskursnetz der Weimarer Mentalitä- ten und Lebensverhältnisse zu verankern – und die Rückspiegelungen dieses Kopplungsverhältnisses in der Erzählliteratur als einer der wenigen Autoren seiner Zeit ausführlich zu dokumentieren. „Wenn man etwas über sein eigenes Leben aufschreiben soll“, legt Brecht als Biograf den Sachverhalt dem Boxer Samson-Körner in den Mund, „ist es wirklich schwierig, alles unter einen Hut zu bringen.“2 Brecht etabliert den Boxer nach einem Wort Robert Musils in dessen Arbeitsheft 9 als eine „Zeitfigur“3: Der Sportler erscheint als „[k]ompri- mierter Ausdruck des heutigen Menschen“4. Dabei faszinieren Brecht sowohl die atavistischen Formen der Selbstsouveränität, die mit Boxen einhergehen, als auch jene Diskursstrategien und Wissensformen, die sich das Phänomen mit dem Theatralischen und Performativen teilt. Am Boxen war Brecht nicht allein auf literarischer Ebene interessiert: Nach eigener Aussage in Bei Durchsicht mei- ner ersten Stücke beginnt er sich nach 1920 verstärkt mit Sport zu beschäftigen, wobei ihm „besonders der Boxsport […] Spaß bereitete“5. Mitte der 1920er- Jahre, vor dem Hintergrund sportlicher Kommerzialisierung und Athletenhe- roisierung, intensiviert sich Brechts Beschäftigung mit dem Boxen. 1926 ent- 1 Mittenzwei 1987a, S. 235 2 Ebd., S. 216 3 Musil 1976a, S. 426 4 Musil 1976a, S. 903 5 Brecht 1993a, S. 242
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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