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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Wer dieses Jahrhundert begreifen will, muss sich einen Expander anschaffen. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens In Robert Musils Romanfragment Der Mann ohne Eigenschaften ergeben sich – wie in dessen Schriften Der Riese Agoag, Der Praterpreis und Durch die Brille des Sports – qua Figurenkonstellation, zeitlichen, thematischen sowie räumlichen Konstellationen, die vom permanenten Sportgespräch der Epoche grundiert scheinen, zahlreiche Bezüge zum Boxen.1 Konkrete zeitgeschichtliche Verweise 1 Im Nachlass Musils findet sich auch das im thematischen Umfeld des Boxens angesiedelte Text- fragment Die Kölnische Schule oder von Meister Wilhelm bis Meister Hein (von Hein Domgörgen) (vgl. Musil 2009, Lesetexte, Band 15, Fragmente aus dem Nachlass, Nachgelassene Glossen, Die Kölnische Schule); der Entwurf, von Martha Musil mit Bleistift auf die Rückseite einer Hotel- rechnung der Berliner Pension Stern geschrieben, datiert mit 1. März 1932. Die „Einfachheit“ des Stils sei, so die Herausgeber der digitalen Klagenfurter Ausgabe, offenbar der „Situation des Diktats“ geschuldet, wobei sich, wie in den anderen veröffentlichten Sportglossen, auch hier Musils Verfahren zeige, die „Welt des Sports“ mit jener „der Kultur ironisch in Beziehung zu setzen“ (vgl. Musil 2009, Kommentare & Apparate, Werkkommentare). Der Inhalt des Text- bruchstücks dürfte jedoch mit erdrückender Wahrscheinlichkeit nicht von Musil selbst stam- men. Es handelt sich nämlich um die Abschrift eines Aufsatzes über den zeitgenössischen Sport, verfasst von dem Boxer Hein Domgörgen und erstpubliziert im Almanach Omnibus unter dem Titel Die Kölnische Schule oder von Meister Wilhelm bis Meister Hein (vgl. Domgörgen 1932, S. 155; im Folgenden zitiert nach Domgörgen 1997.) Musil übernimmt nahezu wortgleich den Omnibus-Text Domgörgens – Martha Musils Abschrift ist im Folgenden in vollem Umfang zitiert: „Unter der Kölner Schule wird die Folge von Malern verstanden, die vom 14. bis Ende 16. Jahrhundert in Köln tätig waren. Dr. Heribert Reiners schreibt in seinem Werke ,die Kölnische Malerschule‘, daß sie fast alle unter einander durch eine bestimmte Kunstrichtung verbunden sind und vielfach im Verhältnis von Lehrer und Schüler stehen. Und so ähnlich, wie es mit den Kölnischen Malern der alten Zeit war, so ähnlich ist es heute mit den Kölner Boxern. Wir sind alle durch eine bestimmte Sportgesinnung verbunden und stehen vielfach im Verhältnis von Lehrer und Schüler zueinander. Was für die Maler Meister Wilhelm gewesen ist, ist für uns ein Schüler des englischen Boxkünstlers Captain Jack Slim [britischer Boxer, Lebensdaten nicht er- mittelt], Ludwig Neeke [vgl. Fußnote 3 in diesem Kapitel] … Das große heilige Köln gab 1931 drei Meister … Einer der größten Könner aller deutschen Boxer, Fritz Ensel [vgl. Fußnote 3 in diesem Kapitel], kam, ebenso wie ich selber, mit strategischen Plänen in den Ring. Es ging uns darum, die Schwächen des Gegners auszunutzen und ihn durch eigene Fehler planmäßig kaputt zu machen. Also eine Strategie, wie sie Stabsoffizieren auf der Kriegsakademie beigebracht wird. So kommt es, dass [sic] boxtechnische Kunst über rohe Kraft und Leidenschaft siegen konnte … Das gefällt dem sportlich denkenden Publikum mehr, als so todesernste K.O.-Gesichter, die
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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