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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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ter, schreibt Hermann von Wedderkop 1926 in dem Querschnitt-Essay Wand- lungen des Geschmacks, biete alles an „Ausnutzungsmöglichkeiten“121; es stelle den „Idealausdruck der Zeit“122 dar. Max Schievelkamp protokolliert in seinem Roman In der dritten Runde: „Der Besuch der Theater ließ nach. Das große Pu- blikum fand endlich den Mut, sich von der Lüge des literarisch-philosophi- schen Bonzentums freizumachen und sich der zwar primitiveren, aber gesunden Wertschätzung des Schauspiels kämpfender Naturkraft zu bekennen.“123 Mit mehr Differenzierungsvermögen konstatiert Alfred Flechtheim ebenfalls 1926 im Querschnitt, dass über jede Berliner Premiere intensiv berichtet werde und die „Spalten der Tagespresse von hinten bis vorn gefüllt“124 seien, die Theater aber dennoch leer blieben. Was sich im Boxsportring dagegen abspiele – das sei „wirkliches Drama“125. Dem konventionellen Theater nicht vergleichbar. Die sportliche Dramatik des Boxens übertrage sich, fährt Flechtheim fort, ebenso auf den Bierkutscher wie auf die Zelebrität.126 Im Boxen seien „Kraft, Geist und Erfahrung“127 vereint; Boxern sei zu ihren Auftritten im Ring zu gratulieren: „Der Versuch war ein ‚kokoschkaesker.‘“ 128 Ein guter Boxkampf, so Flechtheim, sei „künstlerischer als alle Berliner Theateraufführungen“129. Brecht forderte be- reits 1920 im Essay Das Theater als Sport: Wenn man ins Theater geht wie in die Kirche oder in den Gerichtssaal, oder in die Schule, das ist schon falsch. Man muß ins Theater gehen wie zu einem Sportfest. Es handelt sich hier nicht um Ringkämpfe mit Bizeps. Es sind feinere Raufereien. Sie gehen mit Worten vor sich. Es sind immer mindestens zwei Leute auf der Bühne, und es handelt sich meistens um einen Kampf.130 Seinen Boxer Freddy Meinke lässt Brecht im Ring „wie auf dem Theater“131 herumgehen. Die Nähe des Boxens mit seiner „elementare[n] Dramatik“132 zum Theater ist unverkennbar – Boxen erscheint als eine spezifische „Form von Per- 121 Wedderkop 1926, S. 500 122 Ebd. 123 Schievelkamp 1920, S. 85 124 Flechtheim 1926, S. 48 125 Ebd., S. 49 126 Vgl. ebd. 127 Ebd. 128 Ebd. 129 Ebd. 130 Brecht 1992b, S. 57 131 Brecht 1997a, S. 206 132 Ott, Tworek 2006, S. 120 254 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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