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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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der von den zwei anderen Gästen gebildet wird. Auf der anderen Seite hält der Schankkellner am Zaum einen Rappen, der aus dem Restaurateur und dem ersten Kellner besteht. Ein Fotograf und ein Reporter, der Bootsmann als Schiedsrichter und einige Zuschauer. Neben dem Rappen Sylvia, sich das Haar richtend. Neben dem Schimmel der Gast Maschner in Ritterrüstung, nervös eine Zigarette rau- chend. Alle haben die Uhr in der Hand.206 Unter den Zuschauern findet sich auch ein Reporter, der darüber spekuliert, ob sich wohl Adolf Hitler und Hans Albers zu dem Ereignis einfinden werden. Eilig drängt der Schwarze Ritter auf Kampfbeginn; auf dessen Frage, ob der Hahn bereits gekräht habe, antwortet der Ringrichter: „Wie soll denn mitten in der Nacht der Hahn krähen?“207 Die Geschehnisse im und – dies vor allem – um den Ring sind genauestens zu verfolgen, will man nicht den Überblick verlieren. Im fragmentarischen Essay Das Theater als sportliche Anstalt klagt Brecht: „Es ist wahr, daß ich im Theater, wenn ich schon hingehe, keinen rechten Spaß ha- be.“208 In den Theatersälen sei das Publikum verunsichert, obwohl es sich „alle Mühe“209 gebe, „an den richtigen Stellen zu klatschen und die gleiche Meinung zu haben wir ihre Zeitungen“210. Das Theater, notiert Brecht auch in Mehr guten Sport, habe längst jeden „Kontakt mit dem Publikum“211 verloren. In dem siche- ren, durch die häufigen Besuche im Berliner Sportpalast erworbenen Wissen fordert er ein Publikum, das „jung genug […] für ein scharfes und naives The- ater“212 sei. Er plädiert für nichts weniger als eine neue „Zuschaukunst“213, weil die Schauspielkunst „für gewöhnlich nicht in Büchern gelehrt“214 werde, noch die „Zuschaukunst, die so gar nicht einmal als Kunst bekannt ist“215. Brechts Reflexionen über die Porträtkunst in der Bildhauerei, festgehalten in dem Es- say Betrachtung der Kunst und Kunst der Betrachtung, lassen sich gewissermaßen ohne Reibungsverlust aufs Boxpodium übertragen: „Die Betrachtung der Kunst kann nur dann zu wirklichem Genuß führen, wenn es eine Kunst der Betrach- tung gibt.“216 206 Brecht 1997d, S. 736 (Hervorh. im Orig.) 207 Ebd., S. 737 208 Brecht 1992a, S. 55 209 Ebd., S. 55 210 Ebd. 211 Brecht 1992c, S. 121 212 Brecht 1992h, S. 134 213 Brecht 1993i, S. 124 214 Brecht 1993k, S. 618 215 Ebd. 216 Brecht 1993j, S. 570 264 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und KapitelĂĽberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: LĂĽckenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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