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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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licher Höhenflug sei, wie weiter oben zitiert, einzig die „Folge von Sichzusam- mennehmen“494. Der Boxer im Renommee-Roman will sich auch ein „gesundes gutbürgerliches Bankkonto“495 anlegen; für eine Modefirma stellt er daher sei- nen Namen zur Markteinführung eines „Frühjahrstrohhuts“ 496 zur Verfügung; wie ein „blutgierige Meute“497 wird er von Frauen verfolgt; ihm wird geraten, seine „hübsche Nase“498 nicht kaputtschlagen zu lassen, denn sonst sei es mit den „Filmen aus, und da steckt mehr Geld drin als im Boxen“499. In geheimer Synchronie zu all dem steht aber Carrares „Geschäftsgeheimnis“500: Die Exis- tenz des Boxers hängt nämlich davon ab, dass niemand erfährt, daß ihn, als er schon die Europameisterschaft in der Tasche hat, ein New Yorker Amateur von nur halb so großem Gewicht, Billie Mike, im übrigen sein Freund, im Hinterzimmer einer Pariser Bar nach einem kleinen Zank durch überlegene Technik ausgeknockt hat. Von diesem Moment an ist Georges anfäng- licher Glaube, er sei erste Weltklasse, für immer erschüttert.501 Im Fabelentwurf A5 schreibt Brecht, dass Carrare502 nach dem Gewinn der Europameisterschaft versuche, einen „Kampf mit einem mittleren Mann zu ma- nagen, und plötzlich ist es ein Kampf um die Weltmeisterschaft. Der schöne George weiß genau, daß er nur ein Gehirnboxer ist, ein Talent, das den End- kampf nur fürchten lassen darf. Seine Chance ist Kaltblütigkeit, seine Gefahr ist Sportsgeist.“503 Alle Welt setzte auf ihn, ausgenommen er selber.504 In der Dialog-Passage B1 bekennt der Boxer, er sei ein „geschlagener und erledigter Mann“505. Für den Homo athleticus, der auch immer Homo oeconomicus ist, sind Trainingseifer, Körperschulung und die „Überwindung von Angst und Zweifel“506 keine Garantie mehr für Karriere- und Lebensglück; eine über- mächtige Kulturindustrie fesselt das Individuum. In den verzweigten Echokam- 494 Brecht 1997a, S. 206 495 Brecht 1989a, S. 424 496 Ebd. 497 Ebd. 498 Ebd., S. 426 499 Ebd. 500 Ebd., S. 424 501 Ebd. 502 Hier bereits unter dem Namen George Capaqua, vgl. Fußnote 470 in diesem Kapitel 503 Brecht 1989a, S. 435 504 Vgl. ebd., S. 430 505 Ebd., S. 438 506 Jost 1979, S. 53 300 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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