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neuer Klöster aus seinem Besitze verdrängt. Das Zusammendrängen der Bevölkerung
innerhalb der Festungswerke machte die Straßen enger, die Häuser höher nud den
Gesundheitsznstand immer ungünstiger. Die Unreinlichkcit und das Elend unter den
niederen Voltsclasseu waren wesentliche Ursachen der grußeu Verheerungen der Pest in
den Jahren 1541, 1570,1586 uud 1679. Infolge der vielen Krankheiten und sanitären
Übelstände, der verabschiedeten Söldner, der beschäftigungslosen Handwerker und der
verarmten Landbewohner, welche mit Bettelbriefen versehen nach Wien zogen und hier die
Eingänge der Kirchen besetzt hielten, vermehrten sich nnr die Armen- und Kranken-
anstalten. So cutstanden in dieser Zeit: das Hospital für die kraulen nnd alten Diener
des kaiserlichen Hofstaates, das Bürgerspital in der Augustinergasse an der Stelle des
in der ersten Türkenbelageniug zn Grunde gegangenen Spitals vor dem Kärntnerthor, das
Lazareth nnd der Coutumazhof für Pestkranke, das Evital der barmherzigen Brüder, die
Chaos'sche Stiftnng für arme Waisen und das Bäckenhäusl in der Währingerstraße.
Hatte Wien als Handelsplatz uichts verloren, seitdem Ofen in den Händen der
Türken war, weil die deutschen Kanfleute, welche früher in die nngarifche Hauptstadt zogen,
in Wien Niederlagen errichteten, so hinderte die von Kaifer Maximilian I. verkündigte neue
Niederlagsordnung, welche deu Großhandel vollständig den Händen fremder Kaufleute
übergab, das Emporblühe» eines wohlhabenden einheimischen Kaufmaunsstaudes. Nebstbei
bedrückten auch die Juden im unteren Werd die Wiener Kaufmannschaft, indem sie unter
dem Schutze der mit Privilegien ausgestatteten reiche,, Hufjudcn gleichfalls Geld- und
Handelsgeschäfte betrieben. Aber anch an das Emporkommen einer größeren einheimischen
Industrie war bei dem starken Rückgang des Bnrgerthums nnd der Concurrenz des
Auslandes nicht zu denken. Die Wiener Handwerker fandeu bei dem geringe» Umfange
des Betriebes ihrer Gewerbe und dem beschränkten Waareuabsatze nicht mehr als das
nothwendigste Auskommen.
Nur als kaiserliche Residenz trat Wien unter Ferdinand I. und Maximilian II. mehr
in den Vordergrund. Der Hofstaat vergrößerte sich, glänzende Turniere und Feste wurden
fowohl in der Burg wie im unteren Werd abgehalten. Znr alten Hofburg kamen die
Stallbnrg und der Amalienhof. Zur Zeit Kaifers Rndolf II. war zwar die Hofburg
vereinfamt, mit Vorliebe hielten sich dagegen die Kaiser Ferdinand II. uud Ferdinand III.
wieder in Wien auf uud beriefen zur Pflege der dramatischen Kunst zahlreiche Dichter,
Musiker, Künstler, Sänger und Tänzer an deu Hof. Noch mehr hob sich die Stellung
Wieus als Residenz nnter Kaifer Leopold I. Eifersüchtig auf den Glanz des französischen
Hofes suchte er auch dem feinigen ein gleich prunkvolles Gepräge zu geben. Die Burg erhielt
ihre Westfa^ade, deu sogeuannten Lcopoldinischen Tract. Echönbrunn sein Schloß mit den
französischen Gartenanlagen. Die musikalischen und mimischen Feste und Dramen erreichten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277