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die Juden. Ohne Widerspruch genossen sie Erleichterungen hinsichtlich ihres Aufenthaltes
sowie korporative Rechte in Bezug auf die Wahl von Vertretern für die Verwaltung des
Spitales und des Friedhofes. Sie durften sich in der Stadt eine Synagoge und eine
Tchnle erbauen.
Je mehr Staatsmänner wie Prinz Eugen darauf drangen, die innere Wohlfahrt
des Reiches zu fördern, desto mehr wurde auch die Nothwendigkeit von Reformen auf den
Gebieten des Unterrichts und der Erziehung anerkannt. Wir fehen Gelehrte aus Deutsch-
land, den Niederlanden und Italien an dem Werke der Neugestaltung der Studien und an
den wissenschaftlichen Forschungen theilnehmen. Nach der von Karl VI. vorgenommene»
Beschränkung des Einflusses der Jesuiten auf die philosophischen und theologischen
Studien der Universität wnrde diese durch die Reformen Maria Theresias der Pflege uud
den Fortschritten aller Zweige der Wissenschaften, besonders jener der Philosophie, des
Studiums der Natur, des Rechtslebms, der deutschen Sprache und Literatur zugänglicher
gemacht. Dem hohen Bernfe der Universität entsprechend erbante die Kaiserin für die
Hochschule ein nenes, künstlerisch ausgestattetes Gebäude. Kaiser Josef II. führte den
Gebrauch der deutschen Sprache bei einem Theile der Vorträge ein und gab der juridischen
Facultät vorwiegend die Eigenschaft einer Vorbercitungsschule für Staatsbeamte. Eine
Beschränkung der wissenschaftlichen Stellung der Hochschule trat erst unter Kaiser Franz I.
und zwar dadurch ein, daß bei den philosophischen Stndien die Erörterung wissenschaftlicher
Fragen in Druckwerken und Vorträgen, welche dem Staate in Bezug auf die Geistes-
richtung der Jugend bedenklich erschienen, ausgeschlossen wurde. Durch Maria Theresia
erhielten die Gymnasien neue Lehrpläne, welche eine gründlichere Pflege der lateinischen
Sprache anstrebten. Kaiser Leopold I. gründete die Akademie der bildenden Knuste, die in
ihrer späteren Entwicklung die Baukunst, die Malerei, die Bildhauerei und die Kupfer-
stecherkunst zu hohem Ansehe« brachte und zur Veredlung des Geschmackes mächtig beitrug.
Maria Theresia gab zur Kebung der Volksbildung den deutschen Schulen eine neue Ein-
richtung und drang auf deren Vermehrung und regelmäßigen Besuch.
Der Sorge des Staates und mehrerer hochherziger Mäuner für die Ausbildung
der Jugend einzelner Elafsen der Bevölkernng im XVIII. Jahrhundert verdankt Wien die
Theresianische Ritteratademie, das Löwenbura/sche adelige Convict bei den Piaristeu, die
Ingenieurakademie in Mariahilf, die orientalische Akademie in der Stadt, das Erziehungs-
Pensionat für Officierstöchter in Hernals, die Thierarzneischule auf drr Landstraße, die
medicinisch-chirurgische Akademie für Militärärzte und das Civil-Mädchenpensionat in der
Iofefstadt. Kaiser Franz vermehrte sie durch das erzbisch öfliche^Seminar und die höhere
Bildungsanstalt für Weltpriester. Jene Unglücklichen, welche der Mangel des Gehörs,
der Sprache oder des Augenlichtes an der Verfolgung eines nützlichen Lebensberufes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277