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hinderte, fanden Schutz und Unterricht in den Erziehungsanstalten für Taubstumme
und Blinde.
Tas Bestreben, in Wien alle Werkstätten der Wissenschaft und Kunst zu vereinigen,
gab im vorigen Jahrhundert die Anregung zur Erweiterung der bestehenden uud zur
Gründung neuer Sammlungen. So wurden die Hofbibliothek nnd die Universitätsbibliothek
durch die Erwerbung großer Bücherschätze und durch die Einverleibung der Bibliotheken
der aufgehobenen Klöster bereichert; das Mineralieucabinet, die botanischen Gärten in
Wien und Tchönbrunn, das Münz- und Antikencabiuet und das zoologische Cabinet in der
Hofburg ins Leben gerufen. Die werthvolleren Bestände der reichen Kunstsammlungen
der kaiserlichen Schlösser zu Prag, Graz, Innsbruck u, s, w. kamen nach Wien. Mit jenen
der Wiener Hofburg vereinigt und durch Erwerbungen in Italien, den Niederlanden und
Tentschland vermehrt, wurden die kaiserliche Gemäldegalerie im Bclucdere, die Schatz-
kammer, die Ambrasersammlnng und die Albertiua eine reiche Quelle der Belehrung für
Einheimische und Fremde, der Anregung zu neuen Knnstschöpfnngen.
Neuerdings tauchte der Gedanke Kaisers Max I. auf, den Hauvlsitz der dentschen
Gelehrsamkeit nach Wien zn verlegen. Nach dem Scheitern der Errichtung einer Akademie
der Wissenschaften bildete sich hier eine Oelehrtengesellschaft zur Pflege der deutschen
Literatur und zur Verbesserung der deutschen Sprache. Politische und lilcrarische Zeit-
schriften vermittelten die Kenntniß der Weltercignissc und der wichtigsten Erscheinungen
auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst. Mit Vorliebe wurden Geschichte, Rechts-
und Staatswisfenschaften gepflegt. Fast jede Richtung der wiedcransiebenden deutschen
Poesie fand hier ihre Vertreter. Josef II. gewährte Prcßfreiheit, damit „durch dieses große
Capital der Nalionalehre und Nationalkraft" die edleren Kräfte zum gemeinfameu Wirten
an der Verbreitung der Aufklärung und Bildung herangezogen würden.
Gruße Anstrengungen wurden auch zur Verbesserung des bürgerlichen Gemeinwesens
gemacht. Ter Stadtrath erweiterte seine Machtsphäre als Grundherr sowie als politische
nnd gerichtliche Obrigkeit. Neue Einnahmequellen ermöglichten der Gemeinde die Erfüllung
der an sie gestellten höheren Ansprüche, wie die Vornahme von Verbesserungen in Bezug
auf die öffentliche Gesundheit uud Sicherheit. Im Einklänge mit der Ferdinandeischcn
Stadtordming hatten aber die Bürger auch feruerhiu keinen Antheil an der Verwaltung.
Tie Organisation des Magistrats durch Josef II. machte die Gemeindeverwaltung zwar
nach oben hin selbständiger, die Bürger blieben aber von jeder Einflußnahme auf die
Verwaltung ausgeschlossen; sie genossen mir das Recht, an der Wahl des Bürgermeisters
und der Rathsherren mitwirken zu dürfen.
Mit dem Emporblühen des Bürgerthums gewann die Wehrkraft. Wiewohl die
Bürger nicht mehr die Stadtthore zu bewachen hatteu, blieb es doch ihre Pflicht, sich fleißig
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277