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die „schöue Welt" ihre Rendezvous gibt, aber die übrigen Garte», die dem großen
Publicilül zur Erholung geöffnet, sind doch zumeist nur uon jener Menschenclasse bevölkert,
bei welcher Schmalhans Küchenmeister und die äußerste Knappheit Lehrineisterin ist.
Trotzdem find die „Landvartiemacher" (im großen und kleinen Stile) in Wien in der
Majorität.
Mit .Kind und Kegel' ziehen sie schon beim Morgengrauen fort; die Einen zu den
Bahnhöfen, die Anderen zu den Stellwagenplätzen, zu den Fiaker- und Comfortableständen,
oder der Fußmarsch wird angetreten, mitunter nach weitentlegeuen Punkten, denn die
„Kraftmeier" und .Gehfexe" — eine eigene Touristen- und Ausflügler-Sorte — kann
nur ein anstrengender, athembeengendcr, schweißtreibender, bis „zumUmfallen" ermüdender
„Spaziergang" befriedigen. Man will ja auch von feiner und der Angehörigen Ausdauer
den staunend Horchenden einige Proben zn erzählen haben.
Durch die beinahe fabelhafte Raschheit der Verkehrsmittel der Nenzeit sind zwar auch
die steirifcheu Alpen und andere „exotische" Panoramen bereits in die „Umgebungen
Wiens" eingereiht worden nnd die „Sennnering-Fahrten" zum Beispiel entziehen iu der
Wandersaifon an einem Tage allein oft Taufende, aber der Kern und die Mehrheit der
„Landvartiemacher" begnügt sich aus leicht erklärlichen Gründen doch mit den nicht
weniger malerischen, aber einfacher und billiger zu erreichenden Landschaften des nächsten
Umkreises, vorzüglich des unvergleichlich romantischen „Wicnerwalocs" und läßt sich
auch da gut geschehen.
Ein lustiger Anblick ist es, wenn die Trupps iu bequemster Adjustirung durch die
Feldwege, über die Berghänge, aus Waldesdickicht angerückt kommen! Sie sind hoch-
geröthet, je nach den irrig eiugefchlagenen Routen auch staubbedeckt, aber uon Verdruß
und Mißstimmung ist noch keine Spur zu sehen. Im Gegentheil, man lacht und singt und
die Avantgarde „musicirt" vielleicht sogar, denn ohne Guitarre uud Zugharinonita gibt
es keine echte und rechte bürgerliche Wiener Landpartie. Die Jungen sind bepackt mit
Bündeln, Taschen und Körben, gefüllt mit Eßwaaren, oder sie haben auch deu kleinsten
Nachwuchs zu schleppen oder zu „radeln", bei welch letzterer Trausportart mcht selten ein
vierfüßiger Köter Assistenz leistet. Ist ein schattiger Punkt erreicht, so lagert sich die Gesell-
schaft zur kurzen Rast im Grase, nimmt von den Vorräthen einen kleinen Interims-Imbiß
nnd zottelt dann wieder frifch nnd munter weiter. Am Hauptziele angelangt und nachdem
der vasseudste, ungestörteste Fleck für die Gefammtuiederlafsung gefuuden, beginnt das
eigentliche Fest des Tages: das Mahl im Freien! Wie da jeder Biffen, jeder Schlnck
doppelt mundet, wie es aus allen Augen so freudig leuchtet und felbft die geplagteste»
aller irdischen Geschöpfe, Magd uud Lehrjunge — die Welt schön zu finden meinen! In
Scherz und Spiel entschwindet die übrige Zeit, uud geht's bei Sternenschein nach Hause.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277