Page - 320 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
Image of the Page - 320 -
Text of the Page - 320 -
320
Südbahn und Westbahn, deren Gcsammtuek eine Netriebslänge von ungefähr 6.0O0 Kilo-
meter betrug; heute find es nicht weniger als zwölf Eisenbahnen, welche ihren Knotenpunkt
in der Reichshauptstadt besitzen, und diese beherrschen den Betrieb auf nahezu 9.000 Kilo-
meter Länge, Oder fassen wir nur die nächste Zone ins Auge, das Kronland Niederösterreich,
fo war es damals von 450 Kilometer und ist heute von mehr als 1.400 Kilometer
Schienensträngen durchzogen. Wie sehr dieser Zuwachs gerade auf Wien zurückzuführen
ist, das sieht man an der kolossal wachsenden Intensität des heute nicht mehr auf vier,
sondern auf sieben großen Bahnhöfen (Nordbahn, Staatsbahn, Südbahn, Westbahn,
Kaiser Franz Joseph-Bahn, Nordwestbahn, Aspangbahn) sich täglich vollziehenden Treibens
von Reisenden und des Verkehrs von Frachtgütern. Das Bedürfniß, diese Bahnen, deren
Mehrzahl dem Antheile Wiens am Welthandel dienen, nicht isolirt zu lassen, ist in der
Wiener Verbindungsbahu und der Donau-Nferbahu vorläufig befriedigt worden; aber
schon mehren sich die Anzeichen, welche schließen lassen, daß für die wachsende Thätigkeit
diese beiden Zwischenglieder nicht ausreichen, sondern daß in einer wohlorganifirten
Gürtelbahn, welche eine nothwendige Ergänzung einer Stadtbahn bilden wird, für die
Zukunft geforgt werden muß. Der Blick auf den Weltverkehr lenkt uns unmittelbar
zu jener natürlichen Kanptader, die das Weichbild der Residenzstadt durchzieht und ganz
besonders berufen erscheint, auf den Außenhandel Wiens einen fördernden Einfluß zu
nehmen, zur Donau!
Die Donaustraße.
Schon im XII. Jahrhundert ist von mächtigen Donauflotten mit breiten schweren
Schiffen die Rede, welche von Regensburg nach Wien und weiter stromabwärts in die
Türkei gesendet wurden, uud in jüngereu Tagen, kanm daß die Schiffahrt sich der
Dampfkraft bemächtigt hat, sehen wir in Wien ein Schiffahrtsunteruehmen entstehen,
dessen Dampfer schon um das Jahr 1840 eine beinahe ununterbrochene Schiffahrtslinie
befahren, von Linz bis Trapezunt und Constantinopel. Und als im Jahre 1856 auf
dem Pariser Cougresse die Freiheit der Schiffahrt auf der Donau verkündet wurde, mußte
die „goldeue Feder" des Longresfes nicht die Hoffnung erwecken, daß auf der Donau
eine goldene Aera anbrechen und der Welthandel unfere Stadt mit goldenen Schwingen
berühren werde?
Wenn bis in die neueste Zeit der Donanhandel doch noch nicht jenen Auffchwung
genommen hat, den andere Wasserstraßen Europas aufweisen, fo ist dies darin begründet,
daß neben günstigen Verhältnissen auch schwere Hemmnisse bestehen, welche zu allen Zeiten
der Donauschiffahrt fast unüberwindliche Hindernisse entgegengestellt haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277