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VOM BUCHMARKT ZUM
BIBLIOTHEKSBESTAND260
ner Vermittlerrolle zwischen Produzent und Rezipient auszuschalten und
ein erst zu erscheinendes Werk direkt an den Kunden zu verkaufen, ent-
weder als Pränumeration (Zahlung bei Bestellung) oder als Subskribtion
(Zahlung bei Lieferung). Beim Kollekteur kann es sich um den Autor selbst
handeln oder als „‚Sammler‘, ‚Correspondenten‘ oder ‚Beförderer‘“ bezeich-
nete „Freunde und Bekannte des Autors“.1060 Bei diesen Kollekteuren ist vor
allem das persönliche Interesse ausschlaggebend, welches die Umwerbung
und den Verkauf des Werkes an den Kaiser bestimmt. Der maßgebliche Stel-
lenwert des Wirtschaftsfaktors Pränumeration und Subskription, der sich
für das Buch- und Verlagswesen im 18. Jahrhundert ergab, ist auf zwei Ebe-
nen ersichtlich, die aus der Sicht des Verkäufers einen bemerkenswerten
Synergieeffekt mit sich brachten: Autoren respektive Verleger sicherten sich
durch die Vorausbezahlung des Pränumerationspreises nicht nur vorweg
gegen die Risiken eines kostenintensiven Publikationsunternehmens ab,
sondern erhielten durch die Publikation von Pränumeranten- bzw. Subskri-
bentenlisten eine Art Gütesiegel für ihr Produkt, das den Absatz steigerte.
Für den Käufer hatte diese Distributionsform den Vorteil, bereits vorab die
Papierqualität (Velin-, Schreib- oder Druckpapier) zu wählen sowie das ver-
lockende Angebot, einen geringeren Betrag als den späteren Ladenpreis zu
bezahlen. Tatsächlich handelte es sich bei Pränumerations- und Subskrib-
tionspreisen um einen rein theoretischen Schätzwert, denn Lieferumfang,
Erscheinungszeitraum oder auch Papierqualität konnten dann in der Rea-
lität häufig abweichen. Hinzu kamen auch Fälle von vorsätzlicher Verun-
treuung von Geldern.1061 Das Pränumerationswesen, dessen Hochblüte laut
Reinhard Wittman gerade in den Jahren 1770–1810 anzusetzen ist, hatte
einen weiteren Vorteil für den Autor – indem er bereits zu Beginn des Pu-
blikationsunternehmens für die spätere Abnahme seiner Schriften bezahlt
wurde, hatte er sein Werk verkauft, bevor es überhaupt zu einem billigen
Nachdruck seiner Werke kommen konnte.1062
Schon in der Pränumerationsanzeige in Zeitungen und Zeitschriften
konnte mit bereits gewonnenen Pränumeranten geworben werden. Bei der
in der Wiener Zeitung1063 erschienenen „Werbeeinschaltung“ von Joachim
Johann Nepomuk Spalowskys1064 Fortsetzung des „Beytrags zur Naturge-
1060 Wittmann, Subskribenten- und Pränumerantenverzeichnisse, 48.
1061 Wittmann, Subskribenten- und Pränumerantenverzeichnisse, 47.
1062 Wittmann, Subskribenten- und Pränumerantenverzeichnisse, 51.
1063 Wiener Zeitung Nr. 98 v. 07.12.1791, 3147.
1064 Joachim Johann Nepomuk Spalowsky (1752–1797), österreichischer Naturforscher und
Arzt. Vgl. Joachim Johann Nepomuk Spalowsky. In: Wurzbach, Biographisches Lexikon
36 (1878) 56.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630