Page - 41 - in Radetzkymarsch
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erstenmal dem Alten begegnet bin, es war in den Ferien, du erinnerst dich
doch.« Er unterbrach sich plötzlich und tastete mit hastigen Händen alle
Taschen ab. Der Schweiß trat in dicken Perlen auf seine Stirn. »Ich hab’s
verloren!« rief er aus und zitterte und wankte. »Ich habe das Geld verloren!«
Aus der Tür des Hotels trat in diesem Augenblick der Portier. Er grüßte den
Bezirkshauptmann und den Leutnant mit einem heftigen Schwung der
goldbetreßten Mütze und zeigte ein unwilliges Gesicht. Es sah aus, als könnte
er im nächsten Augenblick dem Maler Moser Lärm und Aufenthalt und
Beleidigung der Gäste vor dem Hotel verbieten wollen. Der alte Trotta griff in
die Brusttasche, der Maler verstummte. »Kannst du mir aushelfen?« fragte
der Vater. Der Leutnant sagte: »Ich werde den Herrn Professor ein wenig
begleiten. Auf Wiedersehn, Papa!« Der Bezirkshauptmann lüftete den
Halbzylinder und ging ins Hotel. Der Leutnant gab dem Professor einen
Schein und folgte dem Vater. Der Maler Moser hob die Mappe auf und
entfernte sich mit gemessen wankender Würde.
Schon lag der tiefe Abend in den Straßen, und auch in der Halle des Hotels
war es dunkel. Der Bezirkshauptmann saß, den Zimmerschlüssel in der Hand,
den Halbzylinder und den Stock neben sich, ein Bestandteil der Dämmerung,
im ledernen Sessel. Der Sohn blieb in achtungsvoller Entfernung von ihm
stehen, als wollte er die Erledigung der Affäre Moser dienstlich melden. Noch
waren die Lampen nicht entzündet. Aus dem dämmernden Schweigen kam
die Stimme des Alten: »Wir fahren morgen nachmittag zwei Uhr fünfzehn.«
»Jawohl, Papa.«
»Es ist mir bei der Musik eingefallen, daß du den Kapellmeister Nechwal
besuchen müßtest. Nach dem Besuch beim Wachtmeister Slama, versteht
sich. Hast du noch was in Wien zu erledigen?«
»Die Hosen abholen lassen und die Zigarettendose.«
»Was sonst?«
»Nichts, Papa!«
»Du machst morgen vormittag noch deine Aufwartung bei deinem Onkel.
Hast du offenbar vergessen. Wie oft bist du sein Gast gewesen?«
»Jedes Jahr zweimal, Papa!«
»Na also! Richtest einen Gruß von mir aus. Sagst, ich lass’ mich
entschuldigen. Wie sieht er übrigens aus, der gute Stransky?«
»Sehr gut, wie ich ihn zuletzt gesehen habe.«
Der Bezirkshauptmann griff nach seinem Stock und stützte die
vorgestreckte Hand auf die silberne Krücke, wie er es gewohnt war, im
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Radetzkymarsch
- Title
- Radetzkymarsch
- Author
- Joseph Roth
- Date
- 1932
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 294
- Keywords
- Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
- Categories
- Weiteres Belletristik