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Radetzkymarsch
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Page - 56 - in Radetzkymarsch

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Reznicek aus der Tür, die gelblich blinkende Laterne in der Hand, und die Bläser versammelten sich in der Finsternis. Die gelben Messinginstrumente schimmerten vor dem dunklen, leuchtenden Blau der Uniformen. Aus den Ställen kam das schläfrige Wiehern der Pferde. Am Himmel die Sterne blinzelten golden und silbrig. Es klopfte an der Tür, Carl Joseph rührte sich nicht. Es ist sein Diener, er wird schon eintreten. Sofort wird er eintreten. Er heißt Onufrij. Wie lange hat man gebraucht, um sich diesen Namen zu merken! Onufrij! Dem Großvater wäre der Name noch geläufig gewesen. – Onufrij trat ein. Carl Joseph preßte die Stirn gegen das Fenster. Er hörte im Rücken den Diener die Hacken zusammenschlagen. Es war Mittwoch heute. Onufrij hatte »Ausgang«. Man mußte Licht machen und einen Zettel unterschreiben. »Machen Sie Licht!« befahl Carl Joseph, ohne sich umzusehen. Drüben spielten die Leute immer noch Mundharmonika. Onufrij machte Licht. Carl Joseph hörte das Knacken des Schalters an der Türleiste. Es wurde ganz hell drinnen, hinter dem Rücken. Vor dem Fenster starrte immer noch die rechteckige Finsternis, und drüben blinzelte das gelbe, heimische Licht der Mannschaftsstuben. (Das elektrische Licht war ein Privileg der Offiziere.) »Wohin gehst du heute?« fragte Carl Joseph und sah immer noch in die Mannschaftsstuben. »Zu Mädchen!« sagte Onufrij. Zum erstenmal hatte ihm heute der Leutnant du gesagt. »Zu welchem Mädchen?« fragte Carl Joseph. »Zu Katharina!« sagte Onufrij. Man hörte, wie er »Habt acht« stand. »Ruht!« kommandierte Carl Joseph. Onufrij schob hörbar den rechten Fuß vor den linken. Carl Joseph wandte sich um. Vor ihm stand Onufrij, die großen Pferdezähne schimmerten zwischen den breiten, roten Lippen. Er konnte nicht »Ruht!« stehn, ohne zu lächeln. »Wie sieht sie aus, deine Katharina?« fragte Carl Joseph. »Herr Leutnant, melde gehorsamst, große, weiße Brust!« »Große, weiße Brust!« Der Leutnant höhlte die Hände und fühlte eine kühle Erinnerung an die Brüste Kathis. Tot war sie, tot! »Den Zettel!« befahl Carl Joseph. Onufrij hielt den Dienstzettel hin. »Wo ist Katharina?« fragte Carl Joseph. »Dienstmädchen bei Herrschaften!« erwiderte Onufrij. Und »große, weiße Brust!« fügte er glücklich hinzu. »Gib her!« sagte Carl Joseph. Er nahm den Dienstzettel, glättete ihn, unterschrieb. »Geh zu Katharina!« sagte Carl Joseph. Onufrij schlug noch einmal die Hacken zusammen. »Abtreten!« befahl Carl Joseph. Er knipste das Licht aus. Er tastete im Dunkeln nach seinem Mantel. Er trat 56
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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