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Radetzkymarsch
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Hermann, der Mann der Elisabeth. Sechshundert Kronen monatlich kosteten beide Töchter. Er wußte es ganz genau auswendig. Wenn der Regimentsarzt einmal blind werden sollte – er betrachtete die funkelnden Brillen. Er soll auf seine Frau aufpassen! Kurzsichtigen darf es auch nicht schwerfallen! »Wie spät ist es jetzt?« fragte er, sehr freundlich und sehr harmlos. »Bald sieben!« sagte der Doktor. »Ich werde mich anziehn!« entschied der Schwiegervater. Er stand auf, nickte und wallte würdig und langsam zur Tür hinaus. Der Regimentsarzt blieb. Nach der vertrauten Einsamkeit des Friedhofs schien ihm die Einsamkeit im eigenen Hause riesengroß, ungewohnt, feindlich beinahe. Zum erstenmal in seinem Leben schenkte er sich selbst einen Schnaps ein. Es war, als tränke er überhaupt zum erstenmal in seinem Leben. Ordnung machen, dachte er, man muß Ordnung machen. Er war entschlossen, mit seiner Frau zu sprechen. Er trat in den Korridor. »Wo ist meine Frau?« »Im Schlafzimmer!« sagte der Bursche. Anklopfen? fragte sich der Doktor. Nein! befahl sein eisernes Herz. Er klinkte die Tür auf. Seine Frau stand, in blauen Höschen, eine große, rosarote Puderquaste in der Hand, vor dem Schrankspiegel. »Ach!« schrie sie und hielt eine Hand vor die Brust. Der Regimentsarzt blieb an der Tür. »Du bist es?« sagte die Frau. Es war eine Frage, sie klang wie ein Gähnen. »Ich bin es!« antwortete der Regimentsarzt mit fester Stimme. Ihm war, als spräche ein anderer. Er hatte die Brille an; aber er sprach in einen Nebel. »Dein Vater«, begann er, »hat mir gesagt, daß der Leutnant Trotta hier war!« Sie wandte sich um. Sie stand in den blauen Höschen, die Quaste, wie eine Waffe in der Rechten, gegen ihren Mann gewendet und sagte mit zwitschernder Stimme: »Dein Freund, der Trotta, war hier! Papa ist gekommen! Hast ihn schon gesehn?« »Eben darum!« sagte der Regimentsarzt und wußte sofort, daß er verspielt hatte. Es blieb eine Weile still. »Warum klopfst du nicht?« fragte sie. »Ich wollte dir eine Freude machen!« »Du erschreckst mich!« »Ich –«, begann der Regimentsarzt. Er wollte sagen: Ich bin dein Mann! Aber er sagte: »Ich liebe dich!« Er liebte sie in der Tat. Sie stand da, in blauen Höschen, die rosarote 75
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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