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Radetzkymarsch
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sandige Erde unermüdlich erzeugte, hatte der Wind aus vollen Händen über Dächer, Mauern, Staketenzäune, das hölzerne Pflaster und die vereinzelten Weiden geschüttet. Ein Staub von Jahrhunderten schien über dieser vergessenen Welt zu liegen. Man sah keinen Einwohner in den Gassen, und man konnte glauben, sie seien alle hinter ihren verriegelten Türen und Fenstern von einem plötzlichen Tod überfallen worden. Doppelte Wachtposten standen vor der Kaserne. Hier wohnten seit gestern alle Offiziere, und Brodnitzers Hotel stand leer. Leutnant Trotta meldete seine Rückkehr beim Major Zoglauer. Von diesem Vorgesetzten erfuhr er, daß ihm die Reise wohlgetan habe. Nach den Begriffen eines Mannes, der schon länger als ein Jahrzehnt an der Grenze diente, konnte eine Reise nicht anders als wohltun. Und als handelte es sich um eine ganz alltägliche Angelegenheit, sagte der Major dem Leutnant, daß ein Zug Jäger morgen früh ausrücken und an der Landstraße, gegenüber der Borstenfabrik, Aufstellung nehmen sollte, um gegebenenfalls gegen »staatsgefährliche Umtriebe« der streikenden Arbeiter mit der Waffe vorzugehen. Diesen Zug sollte der Leutnant Trotta kommandieren. Es sei eigentlich eine Kleinigkeit und Anlaß vorhanden, anzunehmen, daß die Gendarmerie genüge, um die Leute in gehörigem Respekt zu halten; man müsse nur kaltes Blut bewahren und nicht zu früh vorgehen; endgültig aber würde die politische Behörde darüber zu entscheiden haben, ob die Jäger vorzugehen hätten oder nicht; dies sei für einen Offizier gewiß nicht sehr angenehm; denn wie käme man schließlich dazu, sich etwas von einem Bezirkskommissär sagen zu lassen? Schließlich aber sei diese delikate Aufgabe auch eine Art Auszeichnung für den jüngsten Leutnant des Bataillons; und endlich hätten die anderen Herren keinen Urlaub gehabt, und das einfachste Gebot der Kameradschaftlichkeit würde fordern und so weiter … »Jawohl, Herr Major!« sagte der Leutnant und trat ab. Gegen den Major Zoglauer war gar nichts einzuwenden. Er hatte den Enkel des Helden von Solferino fast gebeten, statt ihm zu befehlen. Der Enkel des Helden von Solferino hatte ja auch einen unerwarteten, herrlichen Urlaub gehabt. Er ging jetzt quer über den Hof in die Kantine. Für ihn hatte das Schicksal diese politische Demonstration vorbereitet. Deshalb war er an die Grenze gekommen. Er glaubte jetzt genau zu wissen, daß ein tückisch berechnendes Schicksal besonderer Art ihm zuerst den Urlaub beschert hatte, um ihn hierauf zu vernichten. Die anderen saßen in der Kantine, begrüßten ihn mit dem übertriebenen Jubel, der mehr ihrer Neugier, »etwas zu erfahren«, entsprang als ihrer Herzlichkeit für den Heimgekehrten, und fragten auch, alle gleichzeitig, wie »es« gewesen sei. Nur der Hauptmann 181
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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