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Radetzkymarsch
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Wagner sagte: »Wenn morgen alles vorbei ist, kann er’s ja erzählen!« Und alle schwiegen plötzlich. »Wenn ich morgen erschlagen werde?« sagte der Leutnant Trotta zu Hauptmann Wagner. »Pfui, Teufel!« erwiderte der Hauptmann. »Ein ekelhafter Tod. Eine ekelhafte Sache überhaupt! Dabei sind’s arme Teufel. Und vielleicht haben sie am End’ recht!« Es war dem Leutnant Trotta noch nicht eingefallen, daß es arme Kerle seien und daß sie recht haben konnten. Die Bemerkung des Hauptmanns erschien ihm nun trefflich, und er zweifelte nicht mehr daran, daß es arme Teufel waren. Er trank also zwei Neunziggrädige und sagte: »Dann werd’ ich also einfach nicht schießen lassen! Auch nicht mit gefälltem Bajonett vorgehen! Die Gendarmerie soll selber da zuschaun, wie sie fertig wird.« »Du wirst tun, was du mußt! Du weißt’s ja selbst!« Nein! Carl Joseph wußte es nicht in diesem Augenblick. Er trank. Und er geriet sehr schnell in jenen Zustand, in dem er sich alles nur Erdenkliche zutrauen konnte. Gehorsamsverweigerung, Austritt aus der Armee und gewinnreiches Hasardspiel. Auf seinen Wegen sollte kein Toter mehr liegen! »Verlaß diese Armee!« hatte Doktor Max Demant gesagt. Lange genug war der Leutnant ein Schwächling gewesen! Statt aus der Armee auszutreten, hatte er sich an die Grenze transferieren lassen. Nun sollte alles ein Ende haben. Man ließ sich nicht morgen zu einer Art gehobenem Wachmann degradieren! Übermorgen wird man vielleicht Straßendienst machen und den Fremden Auskünfte erteilen müssen! Lächerlich, dieses Soldatenspiel im Frieden! Niemals wird es einen Krieg geben! Verfaulen wird man in den Kantinen! Er aber, der Leutnant Trotta: Wer weiß, ob er nicht schon nächste Woche um diese Stunde im »Süden« sitzen würde! All das sagte er zu Hauptmann Wagner, eifrig, mit lauter Stimme. Ein paar Kameraden umringten ihn und hörten zu. Einigen stand der Sinn durchaus nicht nach Krieg. Die meisten wären mit allem zufrieden gewesen, wenn sie etwas höhere Gagen, etwas bequemere Garnisonen und etwas schnellere Avancements gehabt hätten. Manchen war Leutnant Trotta fremd und auch ein wenig unheimlich vorgekommen. Er war ein Protektionskind. Er kam eben von einem herrlichen Ausflug zurück. Wie? Und es paßte ihm nicht, morgen auszurücken? Leutnant Trotta fühlte rings um sich eine feindselige Stille. Zum erstenmal, seitdem er in der Armee diente, beschloß er, seine Kameraden herauszufordern. Und da er wußte, was sie am bittersten kränken mußte, sagte er: »Vielleicht lass’ ich mich in die Stabsschul’ schicken!« Gewiß, warum nicht? sagten sich die Offiziere. Er war von der Kavallerie 182
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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