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Radetzkymarsch
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er wußte wohl, daß etwas Ungewöhnliches geschehen sein mußte, wenn der Bezirkshauptmann ihn zu Hause aufsuchte. Herr von Trotta gebrauchte eine ganze Anzahl umständlicher Entschuldigungen, ehe er begann. Und er erzählte, sitzend auf der Bank im kleinen Garten, den Kopf gesenkt und mit der Stockspitze stochernd im bunten Kies des schmalen Pfades. Dann gab er den Brief seines Sohnes in Skowronneks Hände. Dann schwieg er, hielt einen Seufzer zurück und atmete tief. »Meine Ersparnisse«, sagte Skowronnek, »betragen zweitausend Kronen, ich stelle sie Ihnen zur Verfügung, Herr Bezirkshauptmann, wenn Sie mir erlauben.« Er sagte diesen Satz sehr schnell, so, als fürchte er, der Bezirkshauptmann könnte ihn unterbrechen, und aus Verlegenheit griff er nach dem Stock Herrn von Trottas und begann selbst, im Kies herumzustochern; denn es kam ihm vor, daß er nach diesem Satz nicht mehr mit unbeschäftigten Händen dasitzen könne. Herr von Trotta sagte: »Danke, Herr Doktor, ich nehme sie. Ich will Ihnen einen Schuldschein geben. Ich zahle, wenn Sie erlauben, in Raten zurück.« »Davon kann keine Rede sein!« sagte Skowronnek. »Gut!« sagte der Bezirkshauptmann. Es kam ihm auf einmal unmöglich vor, viele unnütze Worte zu sagen, wie er sie sein ganzes Leben lang aus Höflichkeit Fremden gegenüber gebraucht hatte. Die Zeit drängte ihn plötzlich. Die paar Tage, die er noch vor sich hatte, schrumpften auf einmal zusammen und wurden ein Nichts. »Der Rest«, fuhr Skowronnek fort, »der Rest kann nur durch Herrn von Winternigg aufgetrieben werden. Sie kennen ihn?« »Flüchtig.« »Es bleibt nichts anderes übrig, Herr Bezirkshauptmann! Aber ich glaube, Herrn von Winternigg zu kennen. Ich habe einmal seine Schwiegertochter behandelt. Er ist, scheint mir, ein Unmensch, wie man so sagt. Und es könnte sein, es könnte sein, Herr Bezirkshauptmann, daß Sie sich einen Refus holen.« Hierauf schwieg Skowronnek. Der Bezirkshauptmann nahm dem Doktor wieder den Stock aus der Hand. Und es war ganz still. Man hörte nur das Scharren der Stockspitze im Kies. »Einen Refus!« flüsterte der Bezirkshauptmann. »Ich fürchte keinen«, sagte er laut. »Aber was dann?« »Dann«, sagte Skowronnek, »gibt es nur etwas Merkwürdiges, es geht mir 239
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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