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Radetzkymarsch
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kamen. Der Park füllte sich. Der Regen hörte nicht auf. Die Wartenden lösten sich ab, sie gingen, sie kamen. Herr von Trotta blieb. Die Nacht brach ein, die Stufen waren leer, die Leute gingen schlafen. Herr von Trotta drückte sich gegen das Tor. Er hörte Wagen vorfahren, manchmal klinkte jemand über seinem Kopf ein Fenster auf. Stimmen riefen. Man öffnete das Tor, man schloß es wieder. Man sah ihn nicht. Der Regen rieselte, unermüdlich, sacht, die Bäume raschelten und rauschten. Endlich begannen die Glocken zu dröhnen. Der Bezirkshauptmann entfernte sich. Er ging die flachen Stufen hinunter, die Allee entlang bis vor das eiserne Gitter. Es war offen in dieser Nacht. Er ging den ganzen langen Weg zur Stadt, barhäuptig, den Hut in der Hand, er begegnete niemandem. Er ging sehr langsam, wie hinter einem Leichenwagen. Als der Morgen graute, erreichte er das Hotel. Er fuhr nach Hause. Es regnete auch in der Bezirksstadt W. Herr von Trotta ließ Fräulein Hirschwitz kommen und sagte: »Ich geh’ zu Bett, Gnädigste! Ich bin müde!« Und er legte sich, zum erstenmal in seinem Leben, bei Tag ins Bett. Er konnte nicht einschlafen. Er ließ den Doktor Skowronnek kommen. »Lieber Doktor Skowronnek«, sagte er, »würden Sie mir den Kanarienvogel holen lassen?« Man brachte den Kanarienvogel aus dem Häuschen des alten Jacques. »Geben Sie ihm ein Stück Zucker!« sagte der Bezirkshauptmann. Und der Kanarienvogel bekam ein Stück Zucker. »Dieses liebe Vieh!« sagte der Bezirkshauptmann. Skowronnek wiederholte: »Ein liebes Vieh!« »Es überlebt uns alle!« sagte Trotta. »Gott sei Dank!« Dann sagte der Bezirkshauptmann: »Bestellen Sie den Geistlichen! Kommen Sie aber wieder!« Doktor Skowronnek wartete den Geistlichen ab. Dann kam er wieder. Der alte Herr von Trotta lag still in den Kissen. Er hielt die Augen halb geschlossen. Er sagte: »Ihre Hand, lieber Freund! Wollen Sie mir das Bild bringen?« Doktor Skowronnek suchte das Herrenzimmer auf, stieg auf einen Stuhl und holte das Bildnis des Helden von Solferino vom Haken. Als er zurückkam, das Bild in beiden Händen, war Herr von Trotta nicht mehr imstande, es zu sehen. Der Regen trommelte sacht an die Scheibe. Doktor Skowronnek wartete, das Porträt des Helden von Solferino auf den Knien. Nach einigen Minuten erhob er sich, nahm die Hand Herrn von 293
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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