Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Volume 1
Page - 36 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 36 - in WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Volume 1

Image of the Page - 36 -

Image of the Page - 36 - in WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Volume 1

Text of the Page - 36 -

36 Der Totenbrauch auch das Todtengewand immer der Taufpathe, der auch sein verstorbenes Pathenkind auf seinen Ar- men zum Grabe trägt. Bei Verheiratheten sind Nachbars- oder Anverwandte Männer die Träger der Leiche; bei verstorbenen ledigen ehrsamen Jünglingen tragen die Leiche wieder ledige ehrsame Jüng- linge, die mit einem Armkranze geziert sind, und bei ledigen verstorbenen Jungfrauen tragen weiß- gekleidete Mädchen mit schwarzer Schürze, und mit Roßmarin Zweigen am Kopfhaar. So zieret mein Haupt mit Rosmarin, Da ich wohl noch ein Jüngling bin. (Vögelhöfen um 1925, Lied Nr. 136, Str. 4) Die Roßmarin Zweige werden am Grabe aus den Haaren der Trägerinnen gelöset und in das Grab ge- worfen; die erwähnte Blumenkrone am Sarge aber wird in der Kirche irgendwo als Andenken aufgehan- gen, und wird alldort auch einige Zeit hangen gelassen, worauf sie dann der Meßner, wenn sie passend ist, zu Kirchenblumen verwendet. Die Angehörigen des Verstorbenen weinen wohl stille und mitunter recht schmerzlich über dessen Verlust am Grabe, doch lautes Wehklagen und schreiendes Jammern hört man hier nicht. Beim Grabe dankt jemand im Namen des Verstorbenen für diese letzte ihm erwiesene Ehre und ladet die Leidtragenden ein, hernach in das schon bestimmte Gasthaus zu einem kleinen Mahle zu kommen. Wie erwähnt ist mit jeder Begräbnisfeier auch ein Leichenamt verbunden, bei diesem zündet jeder der Leidtragenden ein kleines dünnes Wachs Kerzchen an, das Jedem im Trauerhause verabfolgt wird und brennt es während dem Hl. Amte, und nach ganz beendeter Leichenfeier bethen die Leidtragenden in der Kirche für den Verstorbenen noch einen Rosenkranz. (Pfarrchronik Schäffern 1880, S. 312ff.) Auch 100 Jahre nach den Aufzeichnungen aus der Pfarre Schäffern verlaufen im Wechselgebiet die Begräbnisfeierlichkeiten und das Totenmahl in gleichbleibender Ordnung nach den einstmals erstell- ten Regeln. Die einzige auffallende Veränderung betrifft die Wahl von Zeit und Stunde für das Begräb- nis: In dem von uns überschaubaren, vergangenen halben Jahrhundert beginnen die Begräbnisfeier- lichkeiten am Nachmittag um 13.30 Uhr mit dem Rosenkranzbeten in der Kirche. Um 14.00 Uhr wird mit dem Requiem die kirchliche Feier eingeleitet, welche mit der Grablegung endet. Der Sarg wurde vom Wohnhaus zur Kirche getragen, oder wie Pfarrer Schänzl bereits im Jahre 1880 erwähnt, „mit einem Pferdezuge zur Kirche geführt“. In manchen Orten, wie Kulma oder Mönichkir- chen, wurde das Pferdefuhrwerk des „Wirten“ genutzt, in dessen Gasthof zum anschließenden Toten- mahl geladen war. Der Wirt war meist der einzige im Ort, welcher Rösser und einen entsprechenden Wagen besaß, um Bierfässer und andere Lasten zu transportieren. Begräbnis in Götzendorf, Pfarre Gschaidt 1974. Nach Pfarrer Schänzls Schilderung über die „weißgekleideten Mädchen mit schwarzer Schürze“ begleiten auch 100 Jahre später weiß gekleidete Mädchen den Sarg einer jungen Frau. Als Zeichen der Jungfräulichkeit ziert den Sarg ein Kranz mit einem weißen Band. (Familienbesitz Gamperl / Riegler)
back to the  book WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Volume 1"
WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Subtitle
Das Geistliche Lied
Volume
1
Authors
Erika Sieder
Walter Deutsch
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
648
Keywords
Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Abkürzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder für ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
WeXel oder Die Musik einer Landschaft