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Meist Handwerker aus Deutschland brachten die zahlreich betriebenen Gewerbe
empor. Diese gelangten zwar nicht zu solcher Blüte und Vollkommenheit wie in anderen
deutschen Städten, aber sie beherrschten doch den einheimischen Markt, und einzelne Artikel
fanden selbst über die Grenzen des Landes hinaus lohnenden Absatz.
Durch das Niederlagsrecht war Wien das Reiseziel zahlreicher Fremder geworden.
Fast das ganze Jahr hindurch strömten Kaufleute und Händler zu und ab. „Die Kaufleute
einer jeden Nation", erzählt W. Laz, „legen seit der Landesfürsten- (Niederlags-) Freiheit
ihre Waaren, die entweder auf dein Wasser nach Ungarn, der Türkei, nach Serbien und
in die Walachei oder auf dem Lande mit Wagen nach Böhmen, Polen, Schlesien,
Slavonien, Dalmatien, Istrien oder Italien geführt werden sollen, hier nieder. An«
Deutschland werden auf der Donau nach Wien und von hier weiter nach Ungarn Eisen-
Waaren, Getreide, Hüte und Kleider, aus Ungarn Vieh und Ochsenhänte, aus Welschland
köstliche Weine, Sammt und Seide, Früchte und andere Annehmlichkeiten des Lebens
gebracht. Die Polen und Böhmen führen Wein von hier weg und schicken dagegen
Häringe, allerlei Fische und Fleisch, Tuch und Bier. Die Watschen führen von hier weg:
türkischen Weizen, Früchte, Gold und Silber." Nur die oberdeutschen Kaufleute fügten
sich ungern in den Zwang, ihre Waaren, welche sie durch Österreich und Steicrmark
verfrachteten, in Wien niederzulegen. Ali sie ihren Kaufschatz über den Zciling nach Italien
führen wollten, bestellte der Dtadtrath mit Zustimmung des Landesfürsten «afelbst eiueu
Pfleger, damit keiuc anderen Kaufleute als jene der Städte Cnns, Linz, Ficistadt, Wel«
und Gmunden, denen solches Nccht verbrieft war, diefen Weg einschlugen. Wenige Jahre
später saßen solche Pfleger auch am Karst und bei Venzone zur ausschließlichen Sicherung
des Straßenzuges nach Venedig.
Au« der schlichten Pfarrkirche zu St. Stefau war eine reich dotirte Probstei
mit einem mächtigen Dvme geworden. Hundert Fahre später ging der schon v»n den
Nalenlergern lebhaft genährte Wunsch in Erfüllung, daß Wien au« der Diöcesc Pafsau
ausgeschieden und zu einem Bischofssitze erhoben werde. Durch den frommen Sinn der
Habsburger wurden die alten Klöster vergrößert oder reformirt und neue bedeutende
kirchliche Stiftungen gemacht. In der inneren Stadt entstanden das Augustinerkloster, das
Stift bei St. Dorothea für die regnliiten Chorherren des heiligen Augustin, da« Clara-
klofter für arme adelige Witwen und Jungfrauen, das Nonnenkloster zn St. Lanrenz,
das Scelhaus für Büßerinnen vom dritten Orden des heiligen Franciscus nnd die Marien-
tavelle im Rathhanse; — außerhalb der Ltadt nach Übergabe des Fianciscanerllosteri
in der Stadt an die Büßerinnen dieses Ordens das Kloster zu St. Theobald sür Mönche vom
Orden des heiligen Franciscus, die Wolfgangkapelle in der Schcffstiaßc, die Sebastian-
kapelle des Stubentenspitals und die Kirche des Lt. Wartinspitals vor dem Widmerthore,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277