Seite - 48 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Bild der Seite - 48 -
Text der Seite - 48 -
48
Bedürfnisse einer cinporblühenden Großstadt schufen die Gemeindcvertreter mit großer
Opferwilliqkeit neue Einrichtungen für den Verkehr, die Verbesserung der Gesundheit und
die Sicherheit der Bevölkerung, für die Pflege der Kranken nnd Armen und für die
Anschaffung der Lebensrnittel. Sie erweiterten die Straßen, verbesserten die Kanalisirung
und Pflasterung, bauten die durch die Großmuth des Kaisers und des Grafen Hoyos
geförderte Hochquellenleitung, — ein durch seine Großartigkeit fast alle öffentlichen Bauten
weit überragendes Rathhaus, neue Amtshäuser für die Bezirksverwaltungen, Armen- und
Waisenhäuser, ein großes Bad, neue Markthallen, einen neuen Viehmarkt: sie legten den
Stadtpark, die Gärten auf dem Rathhausplatze, vor der Votivkirche und auf dem Franz
Joseph-Quai und einen neuen großen Friedhof bei Kaiser-Ebersdorf an.
Auf den Gebieten des Unterrichts und der Bildung reformirte Kaiser Franz Joseph I.
im Geiste der Fortschritte der Wissenschaft und Kunst die Universität, das polytechnische
Institut und die Akademie der bildenden Künste und hob ihr Ansehen durch die
Berufung ausgezeichneter Professoren. Im Interesse der Förderung der Landwirthschaft,
des Handels und der Industrie erhielt Wien eine Hochschule für Bodencultur und eine
Handelsakademie. Die Gymnasien wurden nach neuen Lehrplänen eingerichtet. Das
Bedürfniß nach einer entsprechenden Vorbildung für die verschiedenen Lcbensberufe der
Jugend führte zur Organisation der Realgymnasien, zur Vermehrung der Realschulen,
zur Errichtung der Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums, zahlreicher Handels-,
gewerblicher Fach-, Fortbildungs- uud Vorbereitungsschulen, zur Erweiterung des Mufik-
Conservatoriums, ferner zur Grüuduug von Privatmnsik- und Theaterschnlen und von
weiblichen Bildungs- und Fachschulen. Noch bedeutender war die Umgestaltung der Volts-
schulen infolge der Grundsätze der neuen Gesetzgebung. Zur Ausbreitung der Bildung
in allen Kreisen der Bevölkerung brachte die Gemeinde die größten Opfer für den ihr
anvertrauten Volksunterricht. Sie hob dasSchulgcld auf, verbesserte die materielle Ttellung
der Lehrer, errichtete eine Lehrer-Fortbildungsanstalt uud baute eine große Anzahl gesunder
und geräumiger Schulhäuser.
Der gelehrten Forschung eröffneten die von Kaiser Ferdinand I. gegründete Akademie
der Wissenschaften und zahlreiche neu ins Leben getretene Institute und Vereine ein reiches
Feld des Wirkens, welches vorzüglich der vaterländischen Geschichte, der Läuder- und
Völkerkunde nnd den Naturwissenschafteu zugute kam. Die Befreiung von den geistigen
Fesseln wirkte anregend auf die Pflege der schönen Literatur und förderte die Entwicklung
einer reichhaltigen Tagespresse. Theater nnd Musik behaupteten ihre ausgezeichnete
Stellung inner- und außerhalb Österreich-Ungarns.
So wurde Kaiser Franz Joseph I. auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens der
Schöpfer des neuen Wien. Seine warme Fürsorge für das Gedeihen der Reichshaupt' und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277