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Widerstand zu leisten vermochten. Es entstanden lange Manerlinien mit in Winkeln ans-
springendcn Bastionen, mit Kavaliers, Vorwerken und breiten Wassergräben.
Einen wichtigen Bestandtheil der mittelalterlichen Befestigung bildete die Herzogs'
Burg, eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt, das in der Hauptsache, nämlich in dem
größten Theile der Hauptmauern und in einzelnen weiteren Vaupartien uoch bis in unsere
Tage erhalten isti der Schwcizerhof, ein Bau, welcher in die Zeit des glorreichen Herzogs
Leopold, der zu Anfang des XIII. Jahrhunderts den ersten Wohnsitz der Babcnberger
am heutigen Platze „Am Hof" aufgab und nm 1221 die nene Burg bezogen haben dürfte,
zurückreicht und bis zu Kaisers Friedrich III. Zeiten der eigentliche ständige Sitz der
üsterreichifcheu Herzoge blieb. Die Burg entstand gewiß weniger als Prachtbau denn
als kräftige Wchrbaute, schon infolge ihrer Lage an der Peripherie der Stadt, in deren
Vertheidigungslinie sie sich durch Anfchluß an die Ringmauer einfügte. Die erhaltenen
Nachrichten nnd Zeichnungen stellen die Burg als einen mächtigen vierseitigen, im Rechteck
aufgeführten Vau dar, an jeder Ecke mit einem mächtigen vierseitigen, in die Baugruppe
organisch einbezogenen Thurm. Ein Graben sammt niedriger Maner davor umzog das
ganze Viereck, dessen eine Frout gegen die Außenseite der Stadt gerichtet war. Gegen
Süden stand in einer Linie mit der erwähnten, Seite zunächst des Eckthurmcs nnd mit ihm
in fast nnmittelbarcr Verbindung ein Stadtthorthurm, das Widmcrthor.
In der östlichen Ecke der Südfrout hatte man durch die ganze Tracttiefe die etwas
höher gelegene Burgkupellc mit einer Terrasse davor eingefügt. Diese heute noch bestehende
Kapelle ist ein zierliches Bauwerk aus dem zweiten Viertel des XV. Jahrhunderts, geweiht
1449, mit den ausgesprochenen Formen der späteren Gothit. Sie stand einst mit der gegen
die Terrasse gewendeten Fac,ade frei. In der Folge wurden einige bauliche Veränderungen
vorgenommen, die bedeutendste uuter Kaiser Ferdinand I., wobei man mittelst eines Zubaues
die gothische Fahnde theils verdeckte, theils beseitigte; auch verschwanden der Vorplatz und
die Freitreppe. Nur das über die Manerflucht vortretende Presbytcrium hat sich iu der
ursprünglichen Gestaltung erhalten. Das Innere der Kapelle charakterisirt sich als eine
einschiffige Anlage mit reichem Netzgewölbe.
Die Nachrichten über die kirchlichen Bauten Wiens beginneu iu der Mitte des
XII. Jahrhunderts; die ältesten uus genannten und in dem Sprengel des Passauer
Bischofs gelegenen Kirchen sind die zu St. Ruprecht, zu St. Peter, St. Stefan, unserer
Frau am Gestade und St. Michael, dann das Kloster der fchottifchen Benedieriner, die
unter Herzog Heinrich Iafomirgott 1158 eine Ausiedlung erhielten. Im XIII. Jahrhundert
folgten weitere Klosterstiftuugen, wie der Frauen bei der Himmelpforte und bei St. Jakob,
der Miuoriten nächst der Bnrg nnd der Dominicaner an der Stadtmauer nächst dem
Stubenthore, abgefehen von mehreren außer der Stadt gelegenen Kirchen und Kapellen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277