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einer hochaufsteigendcu Küppcl bietet. In die weilen Boa.ruoffnuua.cu der Kapellen stellte
Pozzo, ein Motiv der römischen Thermen nachahmend, je zwei Säulen, deren Gebälk in
Kämpfcrhöhe die Öffunug dnrchsetzt, (Siehe Abbildung Seite 3K.)
Die rasche Verbreitung der beschriebenen Kirchenform ist zum Theil dem Wirken
des Jesuitenordens zuzuschreiben; mehr oder weniger folgt die Bauart der anderen Kirchen
Wiens den genannten Beispielen, doch reicht keine derselben an Kostbarkeit des Materials
und glücklicher Raumwirkung an die Universitätstirchc heran. Zu den schöneren Bauten
gehurt das plastisch reich decorirtc Gotteshaus der Dominicaner, Tta, Maria Rotunda,
dann die Kirche der Earmeliter in der Leopoldstadt, ferner die Kirche der barmherzigen
Brüder, ls,22 von Ferdinand II. gestiftet. Sehr nüchtern, aber von amen Verhältnissen
ist die Pfarrkirche in der Alservorstadt, gestiftet von Kaiser Leopold I. Die meisten späteren
beweisen einen ungemein raschen Verfall des Geschmacks. Das Streben nach malerischer
Wirkung, welches trotz der starken Betonung des strnetiuen Elementes dnrch Pilaster-
orduungen hervortritt, die Tendenz, durch glänzende Ansstattnng die Sinne zu fesseln,
führte unter deu Händen Minderbegabter zu eiuer wilden Decoratiouslnsl, Aus dem freien
Schalten mit den Säulenordnuugen wird vollständiges Durchbrechen der wohlthätigen
Schranken, welche die Tradition geschaffen' die Banglieder komnien in Bewegung, die
Gebälke nehmen geschwungene Formen au, während gauze Fac.aden durch Biegungen,
durch Vor- nud Zurückspringen und gehäufte Risalite und Verkröpfungen in einzelne
Theile sich auflösen.
Zu Anfang des XVM. Jahrhunderts tritt ein Umschwung ein zu Gnnsteu des
Kuvpelbanes; es entsteht die Peterskirche 1702, die Karlstirche auf der Wieden. gestiftet
1715 vou Kaiser Karl VI., Kirche uud Kloster der Salesianerinncn, gestiftet 1717 uon
der Kaiserin Amalia,
Die Karlskirche ist durch ihre Dimensionen, dnrch Lichtuertheilung und kostbares
Material im Innern, durch ihre Gruppirnng nach außen mit Vor- und Flügelbauten, eine
römische Tempclfrontc und zwei Triumphalsäulen von großer Wirkung, Sie bedeutet auch
stilistisch eine Umkehr zum Besseren und ist besonders den Kirchen aus der zweiten Hälfte
des XVII. Jahrhunderts gegenüber ein bcdentendes Wert. (Siehe Abbildung Seite 33.)
Der Architekt des Banes, Johann Bernhard Fifcher von Erlach, welcher denselben
in Coucnrrenz gegen Galli Bibiena nud Lukas uon Hildebrandt gewann, spielt in der
Baugcschichte Wiens eine hervorragende Rolle. Sein bedeutendster Rivale ist Hiloebraudt.
Beide Baumeister waren Hofnrchiletteu nud seit dem 17l)9 erfolgte» Abtreten des oben-
genannten i^ttaviu Buruaciui aus dein Hofdieuste mit großen Aufgaben betraut. Sie
huldigten in der Stilisirung ihrer Banten ganz verschiedeuen Richtungen, Hildcbrandt ist
der Vertreter eines zierlichen Decorationsftiles, Fischer aber zeigt sich in den meisten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277