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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Seite - 72 -
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72 Ära zn leiden hatte. Es ist für uns, die wir die künstlerische Verjüngung dcr Metropole des Reiches erlebt haben, kaum faßbar, mit welch schmaler Hausmannskost die Stadt Beethovens und Schuberts, Raimunds undGrillparzers iu allem, was die bauliche Gestaltung und den Schmuck des Lebens betraf, sich begnügen mußte. Im Thefcustcmvel des Volks- gartens und im äußeren Burgthor haben wir die höchsten Leistungen vor Augen, welche das akademische Griechcnthum eines Peter von Nobilc zu schaffen im Stande war. Die Franzensburg im Laxenburger Park mag als Maßstab dienen für die gothischen Vor- stellungen der damaligen Romantiker. Daran reihen sich die Bauten eines Picht, Tchemerl, Sprenger: die Statthalterei, das Hanptzollamt, die technische Hochschnle, das nene Landhans und ihresgleichen, zum Theil Werke von stattlicher und würdiger Erscheinnng, aber aus- getrocknet wie die Bureauluft, in der fie entstanden sind, bar jeder individuellen künstlerischen Empfindung und vollends ohne die geringste Spur localer Charakteristik, Erst das Jahr 1848 hat auch auf diefem Gebiete die Kräfte frei gemacht, die Architektur den Künstlern zurückgegeben und in den schaffenden Geistern der neuen Zeit das Bewußtsein des Volkslhums erweckt, welchem sie zu dienen, dessen Wesen und Eigenthümlichkeit sie zu verkörpern haben. Im Ganzen wie im Einzelnen entscheidend wirkte dabei selbstverständlich der großartige Nmgcstaltnngsproceß der Stadtcrweiterung, Allein schon bevor das kaiserliche Handschreiben vom 20. December 1857 das Signal zu derselben gab, waren die Kräfte vorbereitet, welche das Werk vollführen sollten. Ein Symptom der Gährung in den Gemüthern bildete das Auftreten des jungen Schweizer Architekten Johann Georg Mül ler, des geistigen Schöpfers der Lerchenfeldcr Kirche. Der Bau war in einein nüchternen Zopfstil nach den Plänen des damals allmächtigen Hofbaurathes Sprenger bereits begonnen, als Müller mit begeistertem Worte auf die erhabenen Dome des Mittclalters als auf die einzig würdigen Vorbilder für die moderne Kirchenbaukunst hinwies. Die dadurch angeregte Discussion führte zu Cunfeauenzen, welche über die zunächst vorliegende Aufgabe weit hmaus reichten: an Stelle der bureaukratischen Bevormundung trat das freie Concurrcnzwefen, und in allen Kreifen regte sich das Bewußtsein, daß die Architektur an der Spitze ihrer Schwesterkünste zur Erhebung des Volksgefuhls, znr ästhetischen wie zur sittlichen Bildung der Menschheit berufen fei, und daß demnach das gesammte Bauwesen wie jeder einzelne Bau als eine ernste Sache des allgemeinen Interesses nur von deu dazu Berufenen, von wahren Künstlern geleitet werden dürfe. Dem Siege diefer Ideen verdanken wir die architektonifche Wiedergeburt unferer Stadt; sie wurde so zu eiuem schöuheiterfüllten Gefammtknnstwcrt, welches uon den Thürmen nnd Kuppeln der Monumentalbauten herab bis zu den Fliesen und Teppichen, welche die Fußböden unserer Wohnräume bedecken, von dem Walten der frei gewordenen künstlerischen Volkskraft Zeugniß gibt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Band
1
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.13 x 22.72 cm
Seiten
348
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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