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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Seite - 141 -
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141 anderen Dingen gehandelt und auch eine Iulianeulegende hinterlassen; ein (Priester?) Heinrich rnft in einer versificirten Litanei deu Beistand aller Heiligen gegen den bösen Feind an. Der bedeutendste Name ist zugleich der des ersten Satirikers in deutscher Sprache: Heinrich von Melk führt uus an den localen Ausgangspunkt unserer Betrachtung zurück. Heinrich uon Melk muß aus deni Widerstreite des geistlichen und welllichen Elementes verstanden werden, welche im XII. Jahrhunderte im Kampfe lagen. Weltlust und Abtödtuug des Fleisches, Ritterthum und Kirche hießen die Gegensätze, welche um die Ober- hand rangen. Heinrich uon Melk stand mitten in diesen Conflicten, er war als Ritter geboren und zog sich in seinem Alter als Laienbruder ins Kloster zurück. So stand er außerhalb des Ritterthumes, dem er mit Herz und Überzeugung angehörte, uud war doch teinOcistlicher. Für die Schäden des weltlichen und geistlichen Standes hatte er ein gleich offenes Auge nud einen durch die Leidenschaft geschärften Blick. Aus schwerverwundetem Herzen schrieb er feine „Erinnerung an den Tod", einem verderbten Geschlechte ruft er sein dumpfes rneinenw mori in die Ohren, nicht in umschreibenden Phrasen oder ermüdender Rhetorik, sondern anknüpfend an einen bestimmten Fall, iudem er einmal das Leben eines Königs- sohnes schildert nnd darüber sein a vänit^! ruft, iudem er die Frau an die Bahre des Mannes führt, oder indem er die Pforten des Jenseits öffnet und dem zitternden Sohne die Qualen der Hölle dnrch den Geist des Vaters schildern läßt. Der Gegensatz zwischen dem Geistlichen und Weltlichen beherrschte nicht blos das Leben, sondern auch die Dichtung des XII. Jahrhunderts. Der geistlichen Dichtung, welche ihre Gedanken -der französischen Theologie und ihre Formen der lateinischen Dichtung cntlchnte, stand die wellliche Dichtung der Sviellente gegenüber, welche die nationalen Stoffe der Heldensage in altheimischcr Form behandelten. Am Ende des Jahrhunderts unterlag die erstere, wiederholt klagen die Verfasser geistlicher Dichtungen, daß sie bei ihrem Publilnm nnr wenig Beifall zu erwarten hätten, und die Richtung Heinrichs von Melk fand im Xll l . Jahrhunderte eiuen ganz vereinsamten Nachfolger. Die Spielleute oder fahrenden Sänger, welche das einheimische volksthiiinliche und nationale Element vertreten, bleiben Sieger und haben der Dichtung in Niederösterreich in der Blütezeit des Mittel- altcrs ihre Signatur gegeben. Während man sich anderwärts im Epos und in der Lyrik den ucueren Stoffen und Formen, welche aus Frankreich kamen, zuwandte, bewahrt Österreich die altcrthümlichen und nationalen Stoffe uud Formen, und nur langsam und allmälig dringen anch hier fremde Einflüsse durch. Der heimische Stil ist frischer, uatür- lichcr, sinnlicher und inniger, der fremde ist kuustmäßiger, conveutioneller, geistreicher, aber kälter. Wo sich die Vorzüge des ersteren mit denen des letzteren verbinden, da hat die Dichtung iu Niedcrösterrcich um das Jahr 1200 eine Höhe erreicht, welcher außer Österreich nur ein einziger Dichter der Zeit gleichgekommen ist.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Band
1
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1886
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.13 x 22.72 cm
Seiten
348
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild