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Übung, während welcher auch Malern und Plastik zur höchstcu Vollendung in den
Grenzen jenes Stiles sich insofern erheben sollten, als reinere Form, größeres Maßhalten
und ein wahrhaft monumentaler Zug ihre gewaltigen Gebilde zn regeln begannen.
Tic Barockzeit sah znm ersten Male den großen Adel Österreichs in Wien mn
seine tunstfinnigen Kaiser geschart und eifrig beflissen, nach deren Beispiel die Residenz
mit stolzen Palästen italienischen Stils, die Umgebungen mit Villen und Gärten zu
schmücken. Hier überall erforderte das gesellschaftliche Leben die Anlage geräumiger
Repräsentationssäle, deren meist imposante Architektur nicht minder wie diejenige der
Kirchen, welche in großer Zahl entstanden, eine ebenbürtige farbige Zier nur im Fresco
der Plafonds, Spiegclgcwülbe oder Kuppeln finden konnte. So war der monumentalen
Malerei ein reiches Feld geboten, ans welchem, dem Geschmack der Zeit entsprechend, die
Blüten der mythologischen und allegorischen Kompositionen entsprossen, während eigentliche
Geschichtsmalerei sehr spärlich vertreten ist, Das lebhaft pnlsirende Wesen dieser fröhlichen
Göttervcrsammlungen, die gesunde Sinnlichkeit der bunten Bilder spiegelt getreulich den
damaligen Charakter der stolzen Kaiscrstaot, das vornehme nnd zugleich heitere Wien unter
dem warmen Hauche des obwaltenden italienischen Culturclemeutes, Sämmtliche ausübende
Meister des Genres waren Italiener Uon Geburt oder doch nach Schule und künstlerischer
Richtung. Martino Altomonte (eigentlich Hohenbcrg) und sein Sohn Bartholomäus, nach
römischen Mustern gebildet, der Salzburger Franz Rottmayr, Schüler Carlo Lottos in
Venedig gleichwie sein College, der Tiroler Peter Freiherr Uon Strndl, der weiche, sanfte
Antonio Belluzzi, der dceuratw prächtige Bcduzzi, die in Ornament- nnd Architektnrmalerei
ausgezeichneten Gaetano Fanti und Antonio Galli-Bibicna, Chiarini, Lanzani, Tolimena,
der geniale Entwerfer scheinbarer pcrspectivischer Kuppeln nnd Gewölbe P. Andrea dal
Pozzo, der gewandte Tarstcllcr massenhaft gehäufter verkürzter Gestalten in der Höhe
Antonio Pellegrini — sie sind die wichtigsten, in gedachtem Sinne zu erwähnenden
Künstler, deren Schöpfungen allerorten heute noch das Auge erfreuen. Neben ihrem echt
italienischen Wesen treten nnr selten Repräsentanten fremder Schulen im großen Fresco
anf, wie etwa der Schüler Le Brnns Louis Dorigny und der Augsburgcr Iouas Drentwett,
beide von dem kunstsinnigen Prinzen Engen zur Ausschmückung seiner von dem älteren
Fischer und Lutas Hildebrandt errichteten Paläste bernfen.
Viele der Genannten waren im Fache des Ölgemäldes als Altarbild ebenso
bedeutend; als Specialisten dafür treten aber noch eine Reihe tüchtiger Meister hinzu,
welche theils auch bei den Italienern, wie Rotliers, theils aber bei den Ausläufern der
Rubeus'fchcn Schule gelernt hatteu, wie Schoonjans, Spielbcrger, Brandet. Tas Porträt
als effecwolles Repräsentationsbild schilderte die ganze Würde, den Pomp und die
Grandezza der hochadeligen Erscheinung im Geiste der herrschenden spanischen Etiquette
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277