Seite - 314 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1

314 Zweige sind die Müllerei, Bäckerei und Bierbrauerei: für Wien hat zumal die Bäckerei ihre locale Bedeutung und'Äerühmlheil; die anderen Zweige mögen der Tarstellung der Industrie des flachen Landes von Niederösterreich vorbehalten bleiben. Die Wiener Bäckerei stand bis zu Beginn dieses Jahrhunderts unter strengem SatznngsZwange und zünfllerischcn Beschränkungen; es gab arge Streitigkeiten zwischen Alt- und Iuugmeistern und zwischen den Brodbäckern und den neu auftunimeuden Gusto- und Luxusbäckern, bis jedes Vorrecht der alteu Meister aufgehoben' uud bald darauf die Erzeugung von Luxus- gebäck für alle Bäcker freigegeben wurde. Tas verbesserte Wiener Mahlverfahren lieferte feinere Mehlsorten, die unter Anwendung der süßen Gährung (das ist mit Hefe) zu jenem köstlichen Gebäck der „Kaisersemmel" und dergleichen verbacken wurde», welche» seither so großen Nuf gewonnen hat. Insbesondere seit der Pariser Weltausstellung im Jahre 18U7 ist die Bäckerei nach Wiener Art in vielen europäischen Großstädten aufgenommen und so zum eigentlichen Pionnier geworden für die dauernde Ausfuhr österreichisch- ungarischer Mehlc. Vs bestehen in Wien allein über 300 Bäckereien, darunter 156 Groß- betriebe mit etwa 1.400 Arbeitern nnd einem Prodnclionswerlhe von beiläufig 10 Millionen Gulden. In jüngster Zeit ist eine mechanifche Brodfabrik errichtet worden, die Brod und Weißgebäck maschinell zn erzeuge» sucht, Das Mehl wird dort automatisch gesiebt, mit Wasser verinengt, der Teig automatisch geknetet und dem „Wirktisch" zugeführt, wo einige Arbeiter das Answiegcn nud Formen der Laibe besorgen. Der Ofen hat beständige Tampfznfnhrnng nnd wird von rückwärts mit Kohlen geheizt, während die