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Eröffnung des Durchstiches im Jahre 1875 die Donau mit einem Schlage in das vor-
bereitete Bett sich ergießen und das alte Bett bei Florisoorf verlassen tonnte. Die
kolossale Eidaushebung uou 12,300.000 Eubikmeter, welche dieser Durchstich erforderte,
wurde beinahe ausschließlich durch Maschinen bewerkstelligt; die Hauptarbeit wurde durch
Excavateurs (siehe das Bild Seite 322) verrichtet; es sind dies auf Geleise» fahrbare
Dampfbaggermaschinen, mit welchen man vom Ufer aus Erde und Schotter fowohl im
Trockenen als anch unter Wasser ausbaggern kaun. Das ausgehobene Materiale wurde mit
Eisenbahuzügen auf die Anschüttungsstelleu verfahren und es waren zu diesem Zwecke
nicht weniger als 35 Kilometer Geleise in Verwendung. Iu dem unteren Donau-
durchsuche wurde nnr an dem rechtscitigen Ufer eine Cunette ausgchobcu und der allmälige
Abbruch des übrigen Theils des Bettes dem eingelassenen Strome überlassen.
Eine ganz besondere Gefahr drohte früher der Stadt Wien von dem Donaukanale
her, und alle Überschwemmungen seit dem Jahre 1830, wo die Schutzdämme der großen
Donau bei dem Abgänge des Eises durchbrochen wurden und das Wasser von dort aus
in die uiedriger gelegenen Stadttheile sich ergoß, waren nicht durch die Hochwässer der
großen Donau, sondern durch Eisstauungen im Kanäle veranlaßt worden. Die Erfahrung
hatte gezeigt, daß, wenn die in der großen Donan anfgebauteu Eismassen durch Thauwetter
in Bewegung kommen und durch irgend eiue Ursache iu ihrem Laufe gehemmt werden, die
ganze große Eismasse in den Kanal eindringt, iu den unteren flacheren Kanalstrecken sich
zusammenschiebt nnd ein Eiswehr bildet, welches das Wasser hoch anstaut und über die
Ufer hinausdräugt.
Ans diesem Gruude war es nothwendig, besondere Vorkehrungeu zu treffen, durch
welche nicht nur die außerordentlichen Hochwässer von dem Kanäle abgehalten, sondern
auch das Eindringen von Eismassen verhindert wird, ohne jedoch die Schiffahrt zur
gewöhnlichen Zeit zu beeinträchtigen oder dem Kauale das Wasser gauz zu entziehen, was
aus sanitären Rücksichten unzulässig wäre.
Diese comvlicirte Aufgabe wird jetzt durch ein schwimmendes Schleusenthor erfüllt,
welches im Donaukanale an der Einmündung bei Nußdorf zwischen zwei Schleusen-
mauern über die ganze Breite des Kanales querüber gelegt werden kann. Tiefes aus
Eisen und Stahl construirte Schwimmthor kann durch Einlassen Uon Wasser beliebig
versenkt, auf eiserne Piloten herabgelassen, durch Auspumpen uon Wasser wieder gehoben,
an Ketten schwimmeud zugeführt und durch Einziehen eines beweglichen Widerlagers
stromabwärts frei abgeführt weiden. Überdies kann es durch eiserne Balken armir! werden,
welche bis auf die Kanalsohle reichen und einen Eisrcchen bilden.
Wenn es sich nur darmn handelt, Hochwässer abzuhalten, wird das Schwimmthor
ohne Eisrechen vorgelegt und tief gesenkt, so daß durch die verengte Dnrchflußöffumig
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277