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nämliche Gepräge tragen; abgesehen von Institutionen
und Bräuchen, ist der Unterschied nicht groß." Auch
der Ausspruch Grillparzers gehört hierher: „Das edle
Weib ist halb ein Mann, ja ganz", oder derjenige
Baissacs: „Les ämes n'ont pas de sexe", sowie die
Ansicht Swifts: „Ich kenne keine liebenswürdige Eigen-
schaft an einem Weibe, welche nicht ebenso liebens-
würdig an einem Manne wäre. Sogar Bescheidenheit
und Sanftmut will ich hiervon nicht ausnehmen ; auch
kenne ich kein Laster und keine Torheit, welche nicht
gleich verabscheuungswürdig an beiden wäre." Lom-
broso hingegen erblickt in jeder Annäherung des
Weibes an den männlichen Typus— trotz der von
ihm aufgestellten Behauptung, daß geniale Frauen sehr
häufig männlichen Typus zeigen— eine atavistische
Erscheinung: „wir suchen im Weibe vor allem das
spezifisch Weibliche; wenn wir das Gegenteil finden,
so schließen wir auf eine enorme Anomalie."
Was also hat es mit einer Sache auf sich, über
die jedermann sich andere Vorstellungen macht, die
von den einen als etwas Nebensächliches und Unter-
geordnetes, von den andern als eines der wichtigsten
normativen Kriterien betrachtet wird? Wäre man nach
so vielen paradoxen Behauptungen und gegensätzlichen
Meinungen nicht schließlich berechtigt, dahinter nichts
als eine Ausgeburt subjektiver Geschmacksrichtungen
oder konventioneller Vorurteile zu suchen?
Es ist ein Verdienst der Frauenbewegung, daß sie
den Anstoß zu einer kritischen Beleuchtung dieses
ganzen Gebietes gegeben hat. Noch in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte ein geistreicher
und subtiler Denker wie Ludwig Feuerbach das
Problem mit einer so gänzlich leeren Definition ab-
tun: „Das Wesen des Mannes ist die Männlichkeit,
das des Weibes die Weiblichkeit . . . Was ist die
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Buch Zur Kritik der Weiblichkeit"
Zur Kritik der Weiblichkeit
- Titel
- Zur Kritik der Weiblichkeit
- Autor
- Rosa Mayreder
- Verlag
- Eugen Diederichs Verlag
- Ort
- Jena
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.5 x 16.5 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Feminismus, Soziologie, Machtverhältnisse, Geschlechterkampf, Frauen
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1
- Grundzüge 7
- Mutterschaft und Kultur 48
- Die Tyrannei der Norm 85
- Von der Männlichkeit 102
- Das Weib als Dame 139
- Frauen und Frauentypen 157
- Familienliteratur 187
- Der Kanon der schönen Weiblichkeit 199
- Einiges über die starke Faust 210
- Das subjektive Geschlechtsidol 244
- Perspektiven der Individualität 261
- Nachwort 299